Elftausend Kinder ...

... wurden auf dem deutschen Schienennetz in den Tod geschickt. Sie kamen aus Frankreich und ihr letzter Weg führte durch die Bahnhöfe vieler deutscher Städte: Saarbrücken, Mannheim, Frankfurt a.M., Hanau, Erfurt, Leipzig, Dresden, Görlitz ...

Die Namen dieser Kinder waren 60 Jahre lang vergessen. Heute möchten wir an sie erinnern:

Micheline Awner, Francois Caen, Monique Frankfurt, Felix Samuel Koen, Denise Meyer, Joseph Schumann ..... und an Zehntausend andere.

Der letzte Weg dieser Kinder endete in Auschwitz. Dort wurden sie ermordet. Von einigen sind Fotos übrig geblieben. Von anderen Briefe, die sie aus den Todeszügen auf die Schienen warfen. Bevor sie in die Konzentrationslager rollten, sahen sie die Bahnhöfe vorbeiziehen, auf denen wir heute stehen. Ihnen wurde keine Hilfe zuteil. Die meisten, die damals hätten helfen können, blieben abgewandt und stumm.

Wir beklagen diese Schuld unserer Eltern und Großeltern. Wir beklagen die Schuld der ,,Deutschen Reichsbahn" und ihrer Unternehmensleitung, die dem Massenmord Hunderttausende Opfer zuführte.

Heute, 60 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, wäre es endlich an der Zeit, sich zu dieser Schuld zu bekennen. Aber die Rechtsnachfolgerin der "Deutschen Reichsbahn", die Deutsche Bahn AG, weigert sich, dem Gedenken an die 11.000 Kinder durch eine Wanderausstellung auf ihren Bahnhöfen Platz einzuräumen. Diese Ausstellung konnten Reisende auf 18 französischen Bahnhöfen sehen. Für eine Ausstellung auf den deutschen Bahnhöfen habe die DB AG weder Geld noch Personal, heißt es in einem Schreiben der Unternehmensleitung.

Die Deutsche Bahn AG hat von ihrer Vorgängerin, der "Deutschen Reichsbahn ", ein! Milliardenvermögen übernommen. Das bis heute bestehende Schienennetz wurde von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen unterhalten. Die Deutsche Bahn AG ist die Erbin der unbezahlten Arbeit, die diesen Menschen abgepresst wurde. Die DB AG hat kein Geld, um an ihre ermordeten Erblasser zu erinnern?

‎Heute, am Auschwitz-Gedenktag, bitten wir Sie, in die Gesichter der Kinder zu sehen, die vor über 60 Jahren hier vorbeifuhren und nie mehr zurückkehrten. Es sind Gesichter, die unseren eigenen Kindern gehören könnten oder den Kindern von nebenan. Es ist unverzeihlich, das öffentliche Gedenken an diese Opfer der deutschen' NS-Barbarei auf den Bahnhöfen der DB verbieten zu wollen.

Wir versammeln uns heute, um an die 11.000 Kinder zu erinnern. Wir rufen dazu auf, das Gedenken überall in Deutschland fortzusetzen und vor Drohungen und Beleidigungen nicht zurückzuschrecken. Dem neuen deutschen Milieu des Vergessens und des Rechtsradikalismus weichen wir ebenso wenig wie seinen Helfeshelfern in der Mitte und in den Spitzen der deutschen Gesellschaft. Die Deutsche Bahn AG muss ihrer Verantwortung gerecht werden. Der Weigerung des milliardenschweren Unternehmens setzen wir unser Mitgefühl, aber auch unseren Widerstand entgegen.

Das Opfer der elftausend Kinder ist
unvergessen!

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german-foreign-policy.com

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