Der Blockadepunkt stand, was ziemlich klasse war, relativ früh um 6 Uhr
bereits mit ca. 40 Leuten, anfangs hauptsächlich Frauen. Es gab zahlreiche
Transpis mit kreativen Parolen wie "Globalisierung ja, Weltrevolution jetzt",
"Keine Arbeitsplätze! Weg mit dem schaffenden Kapital", "Frauenlesben
gegen Naziaufmarsch", "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen"
und "Wir sind homo und ihr seid doof', Zu dieser Zeit hatte die Polizei
bereits Absperrgitter zur Kilianstädter und zur Vilbeler Ldstr. Richtung
Mainkur aufgestellt und bewachte diese persönlich.
Bis gegen 9:00h wurden wir tröpfelweise mehr, Leute kamen einzeln und in
Gruppen von der U-Bahn Enkheim die Vilebeler Landstraße heruntergelaufen.
Wir waren letztlich ca. 150 - 200 Leute am Blockadepunkt. Nach etwas vagem Rumgestehe
in strömendem Regen wurde die Stimmung erst mal richtig gut, als gegen
7:00h eine kleine Lauti-Anlage im Kinderwagen herbeigeschoben wurde. Jetzt waren
Durchsagen möglich, Leute sammelten sich um den Wagen, es gab Musik, Infos
von den anderen Blockadepunkten und zum Stand der Anfahrt der Faschos wurden
durchgegeben, später auch die Sendung von Radio X übertragen.
Leider war der Blockadepunkt immer wieder kein Blockade-, sondern ein Rumstehpunkt.
Das lag zum einen daran, das sich hier wenig tat und die Leute sich offenbar
trotz Musikprogramm langweilten, naß waren und froren. (Netterweise stellten
einige AnwohnerInnen Kleidung zur Verfügung.) Für eine Blockade der
gesamten Kreuzung waren wir einerseits immer zu wenige, andererseits gelang
es trotz wiederholter, ermunternder Durchsagen nicht, eine Stimmung herzustellen,
die entschlossen und offensiv war. Es wurde selten schnell genug reagiert, die
Bereitschaft, spontan den jeweiligen Standort zu wechseln und effektiv da zu
blockieren, wo gerade jemand durch wollte, war eher gering. Immer wieder konnten
so vereinzelte PKW, später auch Nazis zu Fuß, die sich als Anwohner
ausgaben, die Blockade passieren und wurden von den Bullen zur Mainkur, dem
Treffpunkt der Faschos, durchgelotst.
In einer anderen Situation, in der eine Kolonne von Polizeifahrzeugen von der
Kilianstädter Straße durch die Blockade zur Birsteiner Straße
fahren wollte, gelang es, sie zu blockieren. Dies führte dazu, daß
dem ansonsten gequält um einen väterlichen Ton bemühten Einsatzleiter
der Kragen platze und er die Vertreter von Menschenrechtgsgruppen zu sich zitierte,
die an diesem Tag angeblich an allen Blockadepunkten überwachen sollten,
was die Polizei so treibt. In der Folge entlarvten diese Bewacher der Menschenrechte
sich und machten ihre eigentliche Funktion als Handlanger der Bullen klar: Offenbar
von der Polizei instruiert, versuchten sie, mit der lustigen Drohung, uns sonst
nicht mehr zu beschützen, die Blockierenden dazu zu bringen, die Bullenfahrzeuge
durchzulassen. Letztlich drängten Bullen die Blockierenden zur Seite, bzw.
die Wannen fuhren einfach los. (es gibt hierzu eine Darstellung des Komitees
für Grundrechte und Demokratie, die hier dokumentiert
wird. Vielleicht handelt es sich bei den im Bericht angesprochenen Demo-BeobachterInnen
auch um die offiziellen Stadtverordneten-Beobachter???)
Immerhin gelang es uns trotz Abbröckeln gegen Mittag hin und letztlich
eher lauer Stimmung, den Punkt zu halten und somit die Bullen an den Ort zu
binden. Kleine, zum Teil unmotiviert wirkende Ortswechsel innerhalb des Kreuzungsbereichs
verwirrten offenbar auch die eigenen Leute, was nicht so gut war und zu einem
weiteren Abbröckeln führte. Sie hielten jedenfalls aber auch die Bullen
etwas in Bewegung.
Traurigerweise war einigen Blockierenden nicht immer klar, daß das Vorhandensein
der Bullen an diesem Tag an das der Nazis eng gekoppelt war. Einmal gelang es
zwar, einen die Vilbeler Landstraße hinunter fahrenden Konvoi zu stoppen
und zur Umkehr zu bewegen (nachdem uns die Fahrer versichert hatten, daß
sie unser Anliegen verstehen, ach wie schön...). Ein andermal konnte jedoch
einen Bullenzug zu Fuß problemlos an uns vorbei und Richtung Casellastraße
laufen. Einzelne begründeten ihre mangelnde Blockadebereitschaft damit,
sie seien da, um sich mit den Nazis zu hauen, nicht mit den Bullen. Daß
letztere auf dem Weg zur Casellastraße waren, um da möglicherweise
Leute von uns zu hauen, die zu diesem Zeitpunkt einen Durchbruch Richtung Naziroute
versuchten, war nicht allen zu vermitteln.
Beendet wurde die Blockade zusammen mit dem Blockadepunkt Casellastraße.
Gegen 13:00 kamen etwa 600 Leute von dort zu uns herüber. Zu diesem Zeitpunkt
war klar, daß die Nazis am Abfahren oder bereits weg waren. Die Bullen
hatten sich außer den üblichen verbalen Dummheiten und Aufforderungen,
sich von der "Einpeitscherin" zu distanzieren, (die von der Lauticrew
stets souverän zurückgewiesen und wenn möglich übertönt
wurden) großteils zurückgehalten. Jetzt mußten sie zu guter
Letzt offenbar doch noch mal provozieren und versuchten, unsere nette kleine
Anlage samt Sprecherin zu beschlagnahmen. In kleinen Gruppen von 4-6 SEKlern,
gepanzert, gepolstert und sogar mit Mundschutz versehen, drängten sie sich
in die Menge und stellten sich Rücken an Rücken als Inseln in der
Demo auf. Diese für einige offenbar neue Taktik hätte am besten damit
beantwortet werden können, Ketten um diese Bulleninseln zu bilden, was
aber nicht eintrat. Einoder zwei Reihen schützten den Lauti, ansonsten
war auch in dieser Situation die Stimmung eher unentschlossen. Daher entschieden
wir, daß wir diesen Quatsch zum Schluß nicht auch noch brauchten
und machten uns die Vilbeler Landstraße hoch auf den Weg zur U-Bahn Enkheim,
von wo die meisten in die Stadt zur Kundgebung um 14h auf Paulsplatz fuhren.
Insgesamt ist zu hoffen, daß die Stimmung beim "nächsten Mal",
falls den Nazis z.B. der Aufmarsch am Samstag Mittag in der Innenstadt genehmigt
werden sollte, (und wir nicht alle schon um 5h aufstehen müssen), etwas
entschiedener und offensiver sein wird.
Berichte von den anderen Blockadepunkten:
Alt-Fechenheim | Hanauer Landstraße (Richtung Hanau) |
Paulsplatz (1. Demozug) | Paulsplatz (2. Demozug) |
Bericht von der Abfahrt |