Vorschläge für den 1. Mai

Bisher weiss noch niemand ausser den Nazis und dem Ordnungsamt der Stadt Frankfurt wo und um welche Uhrzeit die Versammlung bzw. die Demonstration der Neofaschisten in Frankfurt stattfindet. Sollte es rechtzeitig, das heisst ca. 2-4 Tage vor dem 1. Mai bekannt sein, ergeben sich verschiedene Vorgehensweisen für den Tag.
Die immer wieder im Vorfeld vorgeschlagene und diskutierte Idee einer Platzbesetzung hat einen entscheidenden Nachteil. Entschliesst sich die Polizei den Naziaufmarsch durchzusetzen, gibt es für die Menschen die den Platz besetzt halten, mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln keine Möglichkeit, den Platz auch gegen das Vorgehen der Polizei zu halten. Dies hätte zur Folge, dass es bei einem derartigen Einsatz viele Verletzte und Festnahmen geben kann. Das ist zu diesem ja noch recht frühen Zeitpunkt auch durchaus im Interesse der Polizei. Wirkt ein solcher, oft sehr brutal durchgeführter Einsatz doch auf sehr viele Menschen abschreckend und demoralisierend, die Motivation mit vielen Menschen weiterhin entschlossenen Widerstand zu leisten nimmt ab. Die Strategie einer Platzbesetzung basiert auf den folgenden Annahmen: Wenn sich Antifaschisten friedlich und ohne in irgendeiner Form gewalttätig zu sein auf dem Platz der Nazikundgebung niederlassen, werden die versammelten Ordnungskräfte keinen Anlass haben sie zu verprügeln, die moralische Schwelle zum Einsatz von Gewalt ist viel zu hoch.
Ohne lange auszuschweifen reicht ein kurzer Blick in die jüngere Frankfurter Demonstrations- und Protestgeschichte um zu belegen, dass Moral und Menschenwürde nicht die Einsatzkriterien der Polizeikräfte bestimmen. So wurde 1977 eine vor der Frankfurter Paulskirche von ca. 10000 Menschen durchgeführte Demonstration und Blockade gegen eine Kundgebung der NPD innerhalb von 5 Minuten vom Platz geprügelt. Die Proteste gegen die Startbahn West eskalierten erst nach der äusserst brutal durchgeführten Räumung des Hüttendorfes im Waldorfer Forst. Diverse Demonstrationen gegen die Montagsdemonstrationen des Naziadvokaten Horst Mahler konnten erst nach der "Säuberung des Platzes" (Zitat der Einsatzleitung der Polizei) der von Antifaschisten besetzt worden war, durchgeführt werden.
Ein Blick über den Frankfurter Tellerrand zum Bsp. auf die Polizeieinsätze bei den letzten Castortransporten werfen ebenfalls die Frage auf, ob Protestformen die auf demonstration moralischer Überlegenheit bauen erfolgversprechend sind. Ein Naziaufmarsch ist schliesslich kein Gottesdienst, ausser vielleicht für die Nazis selbst.
Unabhängig davon ob nun rechtzeitig bekannt wird wann und wo die Nazis aufmarschieren werden oder nicht erscheint es also sinnvoll, darüber nachzudenken welche Möglichkeiten einer möglichst effektiven Ver- bzw. Behinderung bestehen. Das Prinzip der physischen Überlegenheit des Polizeiaparats kann mit dem Prinzip der Verantwortlichkeit aller für den Erfolg des Protests mehr als ausgekontert werden. Was kann das für den Tag selbst heissen: Die entscheidenden Kriterien für diesen Tag heissen Entschlossenheit und Flexibilität. Dies gilt für den Einsatz der für sich gewählten Mittel des Protests am Tag selbst, als auch in der Vorbereitung auf den Tag. Es kann durchaus passieren, dass der Naziaufmarsch erst am Morgen des 1. Mai von der höchsten Gerichtsinstanz erlaubt wird, obwohl alle vorigen Instanzen ein Verbot verfügt haben. Letztes Jahr sendete z.B. der Hessische Rundfunk noch am Morgen des 1. Mai die Nachricht vom Verbot, was wie sich zeigte falsch war. Es gilt also sich selbst zu vergewissern ob Nachrichten die, ob nun über das Radio oder von Mund zu Mund weitergegeben werden, auch richtig sind.
Es könnte ebenfalls sein, dass die Nazis ihre Versammlung nicht mehr ganz so nah an der Innenstadt abhalten dürfen wie im letzten Jahr. Hier gilt es sich schon im Vorfeld zu überlegen wie eine möglichst hohe und für Polizeikontrollen durchlässige Mobilität zu erreichen ist. Wie gut kennen wir die Stadt, müssen wir uns immer auf den Hauptstrassen bewegen? Sind Nazikundgebungen nur im Innenstadtbereich und den angrenzenden Stadtteilen eine Bedrohung, nicht jedoch in Nieder Erlenbach, Schwanheim oder Höchst?
Was kann ich tun, wie kann ich mich einbringen? Viele Formen sind möglich und die meisten ergänzen sich. Möglichst viele flexible Blockaden des Anfahrts- und Aufmarschwegs der Faschisten haben schon letztes Jahr das Einsatzkonzept der Polizei durcheinandergewirbelt und den geplanten Zeitrahmen gesprengt. Auch gibt es verschieden Formen von Blockaden: Der Einsatz des eigenen Körpers oder "Installationen" erzielen je nach Masse und Gestaltung unterschiedliche Wirkung. Die Polizeikräfte werden natürlich alles tun um das zu verhindern. Sie werden mal brutal auf alles einschlagen was sich bewegt oder im Rahmen einer spontanen Blockade auch nicht bewegt. Sie können Menschen einkesseln und so verhindern das weitere Proteste stattfinden. Sie können Platzverweise erteilen oder Menschen vorläufig in Gewahrsam nehmen. Die Polizei ist wie schon erwähnt ein entscheidender Faktor, der den Ausdruck, die Form und den Erfolg des Protests stark beeinflusst. Daher gilt es den Zeitpunkt der etwaigen Konfrontation selbst zu bestimmen und überlegt und umsichtig zu handeln.
Etliche Nazis kommen mit dem privaten PKW in die für sie fremde Stadt und müssen sich erst orientieren, auch hier gibt viele Möglichkeiten Ihnen in die Suppe zu spucken.
Sicher gibt es noch viel mehr als die hier aufgeführten Ideen und erlaubt ist sowieso was gefällt.

Viel Spass also und bis dann am 1. Mai.