Mindestens 25.000 Menschen demonstrierten am 19. Mai in Frankfurt gegen das Diktat der Troika, den Kapitalismus und gegen Demonstrationsverbote. Die Demonstration war laut, bunt und in weiten Teilen auch entschlossen. Sie bildete den gelungenen Abschluss der Aktionstage.
Über 30.000 Teilnehmer/innen auf Abschlussdemonstration in Frankfurt Blockupy-Presseteam
Blockupy Frankfurt: Versprochen, gehalten? Interventionistische Linke
30.000 gegen Kapitalismus umsGanze
Filme von LeftVision und GraswurzelTV
Presse: HR1, HR2, FR, FR-Chronologie, FNP, ARTE
Während der Aktionstage war die Frankfurter Innenstadt durch die Polizei weitgehend blockiert, nur wenige Bankenmitarbeiter erhielten nach Umwegen und Vorzeigen ihrer Betriebsausweise Zugang zu ihren Instituten. Dies hatten Polizei und Landesregierung in Kauf genommen, um die staatliche Übermacht zu demonstrieren. (Zyniker könnten hier von einem Blockademonopol der Polizei sprechen.) Je länger die Behinderungen andauerten, desto lauter fragten die Medien, ob dieser Aufwand angesichts ausbleibender Krawalle gerechtfertigt sei. Spiegel, FNP, HR,
Ein Teil der Presse bezeichnete den Polizeieinsatz als Peinlich für Frankfurt (FR) und meinte "Blockupy" hat gewonnen (Welt)
Die Banken hatten sich mit Notplänen weitgehend auf die Blockaden eingestellt und sich dabei mit polizeilicher Hilfe teilweise selbst blockiert. Es ist schwer zu sagen, welche Bedeutung es für die Banken hatte, dass sie die Frankfurter Innenstadt für einen (Brücken-)Tag räumen mußten, welche Bedeutung Kommunikation und Begegnung im "real life" für das Bankgeschäft haben und wie viel Arbeit die Angestellten tatsächlich im "HomeOffice" über das Netz erledigen konnten. Doch wie die FAZ am 20.5. im Wirtschaftsteil ihrer Sonntagszeitung meldete, lief das Geschäft nicht ganz reibungslos.
Während der Aktionstage ist es immer wieder gelungen, das Demonstrationsverbot zu durchbrechen. Donnerstag und Freitag versammelten sich insgesamt max. 2000 DemonstrantInnen immer wieder auf Straßen und Plätzen und hielten improvisierte Kundgebungen ab. Sie konnten ihr Demonstrationsrecht damit symbolisch verteidigen. Allerdings wurden hierbei Antirepressionsthemen gezwungenermaßen zum beherrschenden Thema der Aktionen. Insbesondere am Freitag konnten die Kundgebungen meist nur kurze Zeit stattfinden, da die Polizei dann gekesselt hatte und mit Ingewahrsamnahmen drohte.
Inhaltliche Punkte konnten nur selten gesetzt werden. Eine Ausnahme war die Kundgebung von 200 Menschen vor einer Filiale der Deutschen Bank in Sachsenhausen, die sich gegen Landraub und Nahrungsmittelspekulation wandte. Die mobile Lautsprecher-Anlage ermöglichte auch eine gute Akustik, so dass die Redebeiträge auch von PassantInnen gehört und verstanden werden konnten. Aufruf zur DB-Blockade, Blockupy: Aktion gegen Deutsche Bank Indymedia
Eine weitere gelungene antikapitalistische Kundgebung fand vor Maredo in der Freßgasse statt. Dort verliehen 100 DemonstrantInnen dem Geschäftsführer die "Goldene Kamera für die herausragende Bekämpfung der Rechte von Arbeiter_innen" turn*left
1.500 bis 2.000 BlockiererInnen und BesetzerInnen waren sicher weniger als die VeranstalterInnen erhofft hatten. Auf jeden Fall waren es zu wenige, um gegen 5000 Polizisten selbst aktiv das Bankenviertel / die Innenstadt Frankfurts zu blockieren. Um das aus Heiligendamm bekannte Fünffinger-Konzept erfolgreich umzusetzen, hätten sich weitaus mehr Menschen an den Aktionstagen beteiligen müssen. Verbote und Medienhetze können die geringe Beteiligung sicher nur teilweise erklären.
Die hoch gesteckten Ziele von Blockupy konnten nicht erreicht werden.Gleichwohl haben Blockupy-Veranstalter und AktivistInnen einen Achtungserfolg errungen. Polizei, CDU und Grüne stehen angesichts ausgebliebener Krawalle und polizeilicher Blockade der Innenstadt einigermaßen blamiert da. Und die Demonstrationsverbbote sind von 1500-2000 Menschen immer wieder über Stunden durchbrochen worden. Die große Beteiligung an der Abschlußdemonstration hinterläßt insgesamt den Eindruck erfolgreicher Blockupy-Tage. Die Gründe für die geringe Beteiligung an den Aktionstagen müssen dennoch diskutiert werden.
Blockupy - Erfolg oder Niederlage? Peter Nowak auf Telepolis
Blockupy: Fremd- und Selbstviktimisierung statt politischer Aussage Kritik von NAO
Blockupy Frankfurt: ein großer Erfolg gegen eine absurde staatliche Blockade ANK
Blockupy – erfolgreich gescheitert? Wolf Wetzel
Im AK zieht Olaf Bernau eine Zwiespältige Bilanz trotz Demoerfolg. Dagegen hält Christoph Kleine die Blockupy-Aktionstage für einen Volltreffer.
In Einmal Frankfurt - Wendland und zurück unterbreiten Hans Christoph Stoodt und Wolf Wetzel einen Vorschlag, wie vor weiteren Blockupy-Tagen über die unterschiedlichen Definitionen von Antikapitalismus und Alternativen zur bürgerlichen Gesellschaft diskutiert werden kann.
Mit Blockupy Frankfurt zum "Wendland des Antikapitalismus"? - Bilanz und Perspektiven einer außergewöhnlichen Mobilisierung (Swing 175)