Blockupy-Aktionen: Ein Erfolg?

Mindestens 25.000 bei Blockupy-Demo

Mindestens 25.000 Menschen demonstrierten am 19. Mai in Frankfurt gegen das Diktat der Troika, den Kapi­talis­mus und gegen Demon­strations­verbote. Die Demon­stration war laut, bunt und in weiten Teilen auch ent­schlos­sen. Sie bildete den gelun­genen Ab­schluss der Aktionstage.

Über 30.000 Teilnehmer/innen auf Abschluss­demon­stration in Frankfurt Blockupy-Presseteam
Blockupy Frankfurt: Versprochen, gehalten? Interventionistische Linke
30.000 gegen Kapi­talismus umsGanze
Filme von LeftVision und GraswurzelTV

Presse: HR1, HR2, FR, FR-Chronologie, FNP, ARTE

Chronologie der Blockupy-Aktionen vom 16-18. Mai

Blockupy - eine Erfolg?

Polizei blockiert Frankfurt

Während der Aktions­tage war die Frank­furter Innen­stadt durch die Polizei weit­gehend blockiert, nur wenige Banken­mitar­beiter erhielten nach Um­wegen und Vor­zeigen ihrer Betriebs­aus­weise Zugang zu ihren Insti­tuten. Dies hatten Poli­zei und Landes­regie­rung in Kauf genom­men, um die staat­liche Über­macht zu demon­strieren. (Zyniker könnten hier von einem Blockade­monopol der Polizei sprechen.) Je länger die Behin­derungen andau­erten, desto lauter frag­ten die Me­dien, ob dieser Auf­wand ange­sichts aus­blei­ben­der Kra­walle gerecht­fertigt sei. Spiegel, FNP, HR,
Ein Teil der Presse bezeichnete den Polizei­einsatz als Peinlich für Frankfurt (FR) und meinte "Blockupy" hat gewonnen (Welt)

Banken lahm gelegt!?

Die Banken hatten sich mit Not­plänen weit­gehend auf die Bloc­kaden einge­stellt und sich dabei mit poli­zei­licher Hilfe teil­weise selbst bloc­kiert. Es ist schwer zu sagen, welche Bedeu­tung es für die Ban­ken hatte, dass sie die Frank­furter Innen­stadt für einen (Brücken-)Tag räumen mußten, welche Be­deu­tung Kom­muni­kation und Begeg­nung im "real life" für das Bank­geschäft haben und wie viel Arbeit die Ange­stellten tat­säch­lich im "Home­Office" über das Netz erle­digen konnten. Doch wie die FAZ am 20.5. im Wirt­schafts­teil ihrer Sonn­tags­zeitung mel­dete, lief das Geschäft nicht ganz reibungslos.

Demo-Verbote durchbrochen

Während der Aktions­tage ist es immer wieder gelun­gen, das De­mon­strations­verbot zu durch­brechen. Don­ners­tag und Freitag versam­melten sich insge­samt max. 2000 Demon­strantInnen immer wieder auf Straßen und Plätzen und hiel­ten impro­visierte Kund­gebungen ab. Sie konn­ten ihr Demon­strations­recht damit symbo­lisch vertei­digen. Aller­dings wurden hier­bei Anti­repres­sions­themen gezwun­gener­maßen zum beherr­schen­den Thema der Aktio­nen. Ins­beson­dere am Freitag konnten die Kund­gebungen meist nur kurze Zeit stattfinden, da die Polizei dann gekesselt hatte und mit Ingewahr­samnah­men drohte.

Inhaltliche Punkte konnten nur selten ge­setzt werden. Eine Aus­nahme war die Kund­gebung von 200 Menschen vor einer Fili­ale der Deut­schen Bank in Sachsen­hausen, die sich gegen Land­raub und Nahrungs­mittel­speku­lation wandte. Die mobile Laut­sprecher-Anlage ermöglichte auch eine gute Akustik, so dass die Rede­beiträ­ge auch von Passan­tInnen gehört und ver­standen werden konnten. Aufruf zur DB-Blockade, Blockupy: Aktion gegen Deutsche Bank Indymedia

Eine weitere gelungene anti­kapi­talis­tische Kund­gebung fand vor Maredo in der Freß­gasse statt. Dort verliehen 100 Demon­strantInnen dem Geschäfts­führer die "Goldene Kamera für die heraus­ragende Bekämpfung der Rechte von Arbeiter_innen" turn*left

Geringe Beteiligung an Aktionstagen

1.500 bis 2.000 Blockie­rerInnen und Beset­zerInnen waren sicher weniger als die Veranstal­terInnen erhofft hatten. Auf jeden Fall waren es zu wenige, um gegen 5000 Poli­zisten selbst aktiv das Banken­viertel / die Innen­stadt Frankfurts zu bloc­kieren. Um das aus Heiligen­damm be­kannte Fünf­finger-Konzept erfolg­reich umzu­setzen, hätten sich weit­aus mehr Menschen an den Aktions­tagen beteiligen müssen. Verbote und Medien­hetze können die geringe Betei­ligung sicher nur teil­weise erklären.

Vorläufige Bilanz

Die hoch gesteckten Ziele von Bloc­kupy konnten nicht er­reicht werden.Gleich­wohl haben Bloc­kupy-Veran­stalter und Aktivis­tInnen einen Ach­tungs­erfolg errungen. Poli­zei, CDU und Grüne stehen ange­sichts ausge­bliebener Kra­walle und polizei­licher Bloc­kade der Innen­stadt einiger­maßen blamiert da. Und die Demonstrationsverbbote sind von 1500-2000 Menschen immer wieder über Stunden durch­brochen worden. Die große Betei­ligung an der Abschluß­demon­stration hinterläßt insge­samt den Ein­druck erfolg­reicher Bloc­kupy-Tage. Die Gründe für die geringe Betei­ligung an den Aktions­tagen müssen den­noch disku­tiert werden.

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Überblick über die Blockupy-Tage

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