Gewaltbereite Neonazis aus dem Spektrum der "Freien Kameradschaften" planen für den 17. Januar eine Demonstration in Gladenbach. Veranstaltet wird diese Demonstration vom sog. "Aktionsbüro Mittelhessen". Laut diesem handelt es sich bei diesem Aufmarsch um eine Solidaritätsbekundung für die als kriminelleVereinigung verurteilte Neonaziband "Landser" aus Berlin. In dieser Informationsschrift soll kurz erklärt werden, wer "Landser" ist, um wen es sich bei den "Freien Kameradschaften" handelt und wie man sich gegen den Aufmarschengagieren kann.
Bei der Band handelt es sich um die Kultband der Naziszene schlechthin. Dazu beigetragen haben ihre menschenverachtenden Texte, ihre Verwurzelung in dermilitanten Neonaziszene und ihr Selbststilisierung als "Terroristen mit E-Gitarre". Dass es sich dabei nicht nur um Worte handelt, zeigt z.B. dieVerhaftung des Gitarristen Ende 2000 wegen Waffenhandels. Ebenso pflegte die BandKontakte zum internationalen Nazinetzwerk "Blood and Honour", welches offen denNationalsozialismus verehrt und in der BRD seit 2000 verboten ist. Dass dieTexte, in denen unverhohlen zu Mord- und Todschlag am politischen Gegneraufgerufen wird, von den Hörern als zusätzliche Motivation empfunden werden,zeigen mehrere neonazistische Gewalttaten der letzten Jahre: Landser lieferte die Hintergrundmusik, als am 13. Februar 1999 der Algerier Farid Guendoul nacheiner tödlichen Hetzjagd in Guben ums Leben kam. Während die tödliche Jagdbegann, lief im Wagen der Neonazis eine Landser-CD. Als Alberto Adriano am 12.Juni 2000 in Dessau zu Tode getreten wurde, hatten die Täter eines der bekanntesten Stücke von Landser im Ohr, mit dem sie sich vor der Tat gemeinsam inStimmung brachten. Solidaritätsbekundungen mit der Band können deshalb nur als Solidaritätsbekundungen mit den Mördern von Alberto Adriano und Farid Guendoul verstandenwerden. Am 23. Dezember 2003 wurde die Karriere durch die Verurteilung derNazirocker-Band als kriminelle Vereinigung nach §129 StGB zu mehreren JahrenHaftstrafe beendet. Da die Mitglieder nach ihrer Haftentlassung nicht mehr als Band weitermachen können, stellt sich die Frage, was sie dann tun werden. Die Antwort gab die Band auf ihrer letzten CD: "... fallen mir irgendwann keine Textemehr ein, dann werde ich Terrorist."
.Die "Freien Kameradschaften" sind formal parteiunabhängige Gruppen, die sich über Infotelefone,Internet und Zeitschriften vernetzen. Sie verstehen sich als Teil des "Nationalen Widerstandes". Gemeinsame ideologische Bezugspunkte sind Antisemitismus,Rassismus, ein frauenverachtendes Weltbild, die Konstruktion einerVolksgemeinschaft und die Verherrlichung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. DieKameradschaften stellen ein Sammelbecken für gewaltbereite Neonazis da. Vieleihrer Mitglieder haben sich in den letzten Jahren an Gewalttaten gegen ihre politischen Gegner beteiligt. Letztes erschreckendes Beispiel sind die geplanten, aber zum Glück noch verhinderten Bombenanschläge auf ein jüdischesGemeindezentrum in München, auf antifaschistische Einrichtungen, auf einegriechische Schule und auf Politiker der SPD. Die verhinderten TäterInnen sind im sog."Aktionsbüro Süddeutschland" einem der Vorbilder des "Aktionsbüro Mittelhessen" und in dortigen lokalen Kameradschaften organisiert. Im Falle der "Skinheads Sächsische Schweiz" einer Kameradschaft aus Sachsen wurden die Gewalttaten nicht verhindert: Jahrelang terrorisierten die Mitglieder MigrantInnen und Andersdenkende, horteten Sprengstoff und Waffen und organisiertenWehrsportübungen.Das "Mittelhessische Aktionsbüro" ist ein Zusammenschluss vonKameradschaften aus Gießen, Marburg und Kirtorf. Als wichtigstes Propagandamittel dient ihnen eine Interseite, auf der zur Teilnahme an diversen Naziaufmärschenaufgerufen und Propagandamaterial zur Verfügung gestellt wird. Immer wieder treten Neonazis aus dem Spektrum als Organisatoren von Nazikonzerten in Kirtorf auf,bei denen bis zu 300 Menschen den Klängen dumpfer, gewaltverherrlichender Musik lauschen.Aufmärsche wie der am 17. Januar in Gladenbach geplante gehörenebenfalls zum Repertoire des "Aktionsbüros".