NPD setzt närrische Kampagne fort

Presseerklärung der Anti-Nazi-Koordination vom 7. Februar 2007

NPD setzt närrische Kampagne fort - ihr Stadtverordneter Jörg Krebs (NPD) distanziert sich vom National-Sozialismus!

“Ich bin kein Nazi!” - mit diesen Worten soll sich laut Presseberichten der NPD-Stadtverordnete Jörg Krebs vom historischen Nazifaschismus distanziert haben (FR, 24. Januar 2007, S. 31.) Er wünsche sich den Nationalsozialismus nicht zurück und wehre sich hiermit gegen alle diesbezüglichen “Unterstellungen” an seine Adresse.

Nach dem Faschingsscherz der NPD, die Anti-Nazi-Koordination in einer an die Frankfurter Staatsanwaltschaft adressierten Strafanzeige als “kriminelle Vereinigung” zu bezeichnen, folgt nun offenbar eine Büttenrede.

Jörg Krebs sollte mal auf die von ihm zu verantwortende Homepage der Frankfurter NPD schauen. Dort wird unablässig mit der Kombination der Worte “national”, “nationalistisch” und “sozialistisch” gespielt. Dies gipfelt in der abstrusen Behauptung, Nationalismus sei die zeitgemäße Form des Sozialismus und umgekehrt.
Man tritt sicher niemanden, der so etwas irrsinniges behauptet, zu nahe, wenn man ihn konsequent als National-Sozialisten bezeichnet, zumal dann, wenn der Landesparteivorsitzende der national-sozialistischen Organisation NPD, Marcel Wöll (Butzbacher Stadtverordneter, Mitglied des Kreistags der Wetterau), sich bei der Anmeldung einer antisemitischen Demonstration im Juni 2006 selber als “nationalen Sozialisten” bezeichnete.

Der Volksmund nahm schon ab 1923 die verlogene propagandistische Selbstbezeichnung der deutschen Faschisten als “Nationalsozialisten” nicht besonders ernst und bezeichnete deren Mitglieder kurzerhand als Nazis.

Aber, so könnte man einwenden, verstehen sich denn Wöll und Krebs auch wirklich im selben Sinne als Nazis wie ihre historischen Vorbilder?

Im Mittelpunkt des Parteiprogramms der hessischen NPD steht seit Herrn Wölls Machergreifung in dieser national-sozialistischen Organisation der Begriff der “Volksgemeinschaft”. Dieser ist historisch eindeutig besetzt. Er ist ein Kernbegriff des historischen deutschen Nazifaschismus, Legitimation für eine unendlich große Zahl von Gewaltverbrechen, die in seinem Namen verübt wurden. “Recht ist, was dem deutschen Volke nützt” hieß es damals - und Herrn Krebs historische Vorbilder ermordeten bedenkenlos “artfremde”, “lebensunwerte” und dem Faschismus feindliche Menschen in Millionenzahl.

Die hessische NPD, deren Pressesprecher Jörg Krebs heißt, scheut sich keineswegs, exakt diesen Begriff der Volksgemeinschaft für sich zu reklamieren. Sicherlich nicht, weil man dort nicht weiß, was er bedeutet.

Marcel Wöll hat 2006 in einem “Hessenschau”-Beitrag die islamisch-deutsche Waffenbrüderschaft in der Waffen-SS positiv gewürdigt, um die von ihm angekündigte Jubeldemonstration für den antisemitischen Staatspräsidenten des Iran, Ahmadinedschad, zu erklären. Das hat er sicherlich nicht in der Absicht getan, sich von der Waffen-SS zu distanzieren.

Jörg Krebs identifizierte sich noch 2002 mit der Nazi-Verbrecherorganisation “Werwolf”, deren Ziel bekanntlich darin bestand, die kriminellen Machenschaften des NS-Regimes unter Anleitung von SS-Kadern auch nach der Befreiung vom Faschismus als bewaffnete Untergrundorganisation fortzusetzen. Herr Krebs hat damit anscheinend kein Problem. Ganz in ihrem Sinn der historischen Organisation des “Werwolf” haben Nazis, Rassisten und Antisemiten seit 1989 etwa 150 Menschen in diesem Land umgebracht, die in ihrem Verständnis nicht zur “Volksgemeinschaft” gehören.

Auf einer von Wöll angemeldeten Demonstration in Kelkheim am 3. Oktober 2006 wurde vom Lautsprecherwagen der NPD herab in schallender Lautstärke die Melodie des Liedes der HJ “Unsre Fahne flattert uns voran” geschmettert - die direkt daneben stehende Polizei konnte das Abspielen dieses indizierten Nazi-Liedes leider, leider nicht verhindern: eine Zeile des Textes war so verändert worden, daß das Lied nicht mehr unter Verbot fiel. Vermutlich sind Feinheiten dieser Art auch dafür verantwortlich, daß in diesem Land anscheinend die Selbstbezeichnung “National-Sozialist” oder “nationaler Sozialist” nicht strafwürdig zu sein scheint. “National-Sozialist” ist nach dieser Logik nicht dasselbe wie “Nationalsozialist” und dementsprechend nennen die heutigen neofaschistischen “Nationalrevolutionäre” sich eben superschlau “nationale Sozialisten”.

In exakt diesem letztgenannten Sinne ist die lächerliche Behauptung von Jörg Krebs, er sei “kein Nazi”, zu verstehen.

Wir sollten ihn bei jeder Gelegenheit, im Stadtparlament und seinen Ausschüssen, bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen er sich mal öffentlich aufzutreten wagt, offensiv nach seinem Verhältnis zum historischen Nazifaschismus befragen. Es hat sich gezeigt, daß ihm das sehr unangenehm ist. Und vielleicht sollten wir ihn der Vollständigkeit halber auch bei jeder Gelegenheit auffordern, sich vom Nationalsozialismus, vom “National-Sozialismus” und vom “nationalen Sozialismus” zu distanzieren. Man darf gespannt sein, was dann passiert!

Nein, Herr Krebs ist kein Nazi. Er ist ein National-Sozialist und verbittet sich die Verballhornung dieses Begriffes zu “Nazi”, weil er fordert, als National-Sozialist ernstgenommen zu werden! Herr Krebs möchte auch nicht als “Neonazi” bezeichnet werden - von wegen “Neo”!

Diesen Gefallen sollten wir ihm ausnahmsweise tun. Wir sollten ihn und seine Organisation stets mit dem selbstgewählten vollen Namen ansprechen: als National-Sozialisten.

Und als solche sollten wir sie auch bekämpfen. Konsequent und auf allen Ebenen. Im Stadtparlament, juristisch, und ganz besonders bei dem Versuch, für den 7. Juli eine Nazidemonstration, pardon, eine national-sozialistische Demonstration quer durch Frankfurt zu organisieren. Denn egal, ob Faschisten sich als Nationalsozialisten oder als National-Sozialisten oder als nationale Sozialisten bezeichnen - gemeint ist immer dasselbe, für das es keinen Zentimeter Platz geben darf. Und dafür gilt auch immer dasselbe: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

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