Am Samstag Nachmittag (8. Oktober 2011) demonstrierten ca. 80-100 Personen vor der JVA Frankfurt/Preungesheim gegen die andauernde Inhaftierung von Sonja S.(78) Und Christian G.(70). Diese wurden Mitte September von Frankreich ausgeliefert und befinden sich, trotz zwischenzeitlicher Aufhebung des Haftbefehls von Christian Gs., weiter in Haft.
Die Staatsanwaltschaft hält ihre Beschwerde gegen die Haftverschonung des schwerkranken Christian G. aus politischen Gründen weiterhin aufrecht. Bedenklich ist vor allem sein gesundheitlicher Zustand und die mangelhafte medizinische Betreuung durch die deutschen Behörden. So wurde im Auslieferungsverfahren durch die französischen Behörden und deutsche Rechtsmediziner eindeutig festgestellt, das eine Auslieferung und Inhaftierung lediglich unter ärztlicher Betreuung in Frage kommt. In Frankfurt jedoch wird die regelmäßige Medikamentenausgabe offenbar fehlerhaft und ohne Ärzte durchgeführt. Christian wird somit unter akuter Lebensgefahr inhaftiert. (vergl. PM seines Rechtsanwalts Heiermann) Umso unverständlicher scheint uns der Widerspruch der Staatsanwaltschaft. Um Christian G. unter diesen Umständen weiter zu inhaftieren, ist der Verweis auf Fluchtgefahr bei einem 70 jährigen schwerkranken Mann völlig lächerlich, so Peter Frühling, Pressesprecher der Roten Hilfe FFM.
Gerade auch da die Beweislage der den Beiden zur Last gelegten Taten äußerst dürftig und fragwürdig ist. Stützten sich die Vorwürfe doch u.a.auf die erzwungenen und widerrufenen Aussagen aus den 70ern von Hermann Feiling, welche wie der Spiegel bereits damals schrieb: „[...] (der) Tiefpunkt bundesdeutscher Rechtspflege (sind)“. Feiling wurde schwer verletzt und unter Gabe starker Medikamente monatelang ohne Rechtsbeistand und ohne Rechtsgrundlage verhört und festgehalten. Auch ansonsten scheint es äußerst fragwürdig ob die ihnen zur Last gelegten Taten nicht längst verjährt sind, sofern sie ihnen denn überhaupt durch ein Gericht zugeordnet werden können. Dies wurde auf der Kundgebung thematisiert, sowie durch französische AktivistInnen die Frage, ob Frankreich überhaupt ausliefern dürfte. In Frankreich war dies wiederholt kontrovers diskutiertes Thema vor diversen Gerichten und in der Öffentlichkeit.
Wir protestieren entschieden gegen die weitere Inhaftierung, welche lediglich der Stillung eines Rachebedürfnisses dient, nicht einem Rechtsstaat. Wir fordern ihre sofortige Freilassung. Über eine Veröffentlichung würden wir uns sehr freuen, für weitere Rückfragen und Informationen stehe ich ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Frühling, Pressesprecher der Roten Hilfe Frankfurt/Main
Nichts vergeben, nichts vergessen ... AK vom 17.4.2009
Herzstillstand im Untergrund Interview mit Christian Gauger und Sonja Suder in der WOZ
Im Versteck Vor 32 Jahren tauchten Sonja Suder und Christian Gauger in Frankreich unter. Heute sind die mutmaßlichen Terroristen Rentner und sollen nach Deutschland ausgeliefert werden. Die Geschichte einer Flucht. Berliner Zeitung vom 5.6.2010