Am 28. Mai 1992, dem Himmelfahrts- oder auch "Vatertag", griffen hunderte SchönauerInnen die dortige Flüchtlingsunterkunft an und warfen Scheiben ein. Vorwand war ein unzutreffendes Gerücht über eine angeblich von einem Flüchtling begangene Vergewaltigung. An den folgenden Abenden versammelten sich zahlreiche BürgerInnen von Mannheim-Schönau vor dem Flüchtlingslager, pöbelten die Flüchtlinge an und forderten deren Ausweisung.
Staatliche Reaktionen
Die Polizei verhinderte zwar die Stürmung des Flüchtlingslagers, aber nicht dass die Flüchtlinge in den Ausnahmezustand versetzt wurden, das Gelände faktisch nicht mehr verlassen konnten. Der SPD-Oberbürgermeister der Stadt verteidigte seine BürgerInnen gegen Rassismus-Vorwürfe und äußerte vor allem Verständnis für ihren Unmut über die Flüchtlinge. Kein Wunder, schließlich setzte er sich schon lange für die Abschaffung des Grundrechts auf Asyl ein. Die Verfahren gegen festgenommene PogromistInnen wurden alle eingestellt.
Reaktionen der linken Szene
"Verjagt den deutschen Mob aus den Straßen von Mannheim-Schönau!" war das Flugblatt zur ersten Solidaritätsdemonstration mit den Flüchtlingen überschrieben. Mehrfach machten sich hunderte Linker aus Frankfurt und Rhein/Main nach Mannheim auf, um ihre Solidarität mit den Flüchtlingen zu zeigen. Gegen die antirassistischen und antifaschistischen Demonstrantinnen zeigte die Polizei weniger Zurückhaltung als gegenüber den RassistInnen. Sie prügelte gegen Spontandemos am Flüchtlingslager. Zwei Demonstrationen in Mannheim wurden verboten, die Polizei jagte DemonstrantInnen durch die Innenstadt und kesselte einen Konvoi auf dem Weg nach Mannheim ein.
Intern gab es große Diskussionen: Zum einen über den Begriff "deutscher Mob", zum anderen über das den Rassismus in Schönau bagatellisierende Wildcat-Flugblatt "Rebellion ist gerechtfertigt - aber so geht's nicht!"
Fahrplan Richtung Pogrom Wolf Wetzel
Redebeitrag Café Morgenland
Pogrom auf der Mannheimer Schönau am Vatertag 1992 Bermuda-Funk
Interview zum Pogrom mit Matthias Möller