Frankfurt in den Tagen nach dem Tod Günter Sares. Die folgenden Augenzeugen-Berichte waren auf einem teach-in an der Universität ausgestellt worden. Sie müssen Verbreitung finden, weil es dringend geboten ist, Gegenöffentlichkeit gegen die Verhetzung in den bürgerlichen Medien zu schaffen. Beobachtungen und Aussagen werden von der Bunten Hilfe, c/o Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, 6000 Frankfurt/Main, Telefon 069-28 39 48 gesammelt. Die Bunte Hilfe bittet um Spenden unter dem Kennwort „Günter Sare" auf das Konto Barbara Krebs, Konto Nr. 545 85 34, Commerzbank AG Frankfurt, BLZ 500 400 00, oder Barbara Krebs, Postscheckkonto Frankfurt/Main Nr. 160 72-603.
Auf der linken Straßenseite standen Polizeiautos, Polizisten sowie ein Wasserwerfer. Die Straße war ziemlich belebt und auch ziemlich erleuchtet. Wir gingen auf der rechten Straßenseite. Auf einmal bewegten sich einige Polizisten auf uns zu, fingen auch an zu rennen, worauf acht Leute von uns versuchten, wegzulaufen. Wir versuchten, normal und ruhig weiterzugehen, als wir auch schon von hinten gepackt und auf die andere Straßenseite gebracht wurden, wobei mir der Hals so zugedrückt wurde, daß ich kaum noch Luft bekam. Wir wurden ziemlich unsanft gegen ein Polizeifahrzeug (Bus) gedrückt, das genau vor dem Wasserwerfer stand. Wir mußten die Arme hochnehmen und wurden abgetastet. ... Ein Polizist schlug einen Festgenommenen so heftig mit dem Kopf gegen die hintere Scheibe des Busses, daß diese mit einem lauten Knall völlig zerbrach. Daraufhin konnten wir uns umdrehen. Bei diesem Vorfall ließ mich der Polizist, der mich festhielt, los. Er wirkte sichtlich geschockt und wandte seine Aufmerksamkeit völlig von mir ab. Der Festgenommene war benommen und verlangte einen Arzt. Die Polizisten reagierten mit folgenden Sprüchen auf den Vorfall: „Also, einfach die Scheibe kaputtschlagen — was soll das denn!", „Was — erst die Scheibe zerschlagen und dann noch einen Arzt wollen — wo gibt es denn sowas!" Ich fragte den Festgenommenen, ob er verletzt sei, worauf er keine Antwort geben konnte.
In der Zwischenzeit wurden fünf weitere Festgenommene gebracht. Einer davon wirkte so, wie wenn er Schmerzen hätte und berichtete von Schlägen in die Nieren. Wir mußten uns in den Bus mit der kaputten Scheibe setzen und wurden dann zum Polizeipräsidium gebracht. Im Aufzug des Polizeipräsidiums, mit dem wir hochfuhren, redeten die Polizisten über den Vorfall, wobei einer sagte, es wäre ein Rettungswagen angefordert worden. Das stellte sich aber hinterher als falsch heraus.
Ich stand mit zwei anderen Menschen an einer Straßenecke und unterhielt mich mit ihnen. Als eine Gruppe älterer Polizisten an uns vorbeiging, spuckte ein Mann auf die Straße. Sofort schlug ihm ein bärtiger Polizist die Faust ins Gesicht. Wir wollten seinen Namen wissen oder den des Einsatzleiters. Kurz darauf packte ein korpulenter blonder Polizist den geschlagenen Mann an beiden Oberarmen und rammte ihm das Knie zwischen die Beine. Der Zugführer kam dann dazu und gab dem Mann seine Karte, ohne sich jedoch die beiden von uns beschuldigten Polizisten anzusehen.
Einige Männer — wie sich herausstellte, Zivile — schlugen mit Holzknüppeln auf die am Boden Liegenden ein. Die am Boden krümmten sich zusammen und leisteten keinen Widerstand. Ich sah, wie ein oder zwei Zivile mit Füßen auf die am Boden Liegenden eintraten. Ein Ziviler stellte seinen Fuß in den Nacken eines am Boden liegenden Mannes und schlug weiter auf ihn ein. Die beiden am Boden lagen mit dem Gesicht auf der Erde. Einige Demonstranten wollten nach etlichen Schrecksekunden zu Hilfe eilen. Allerdings bildete eine Schar von etwa 15 Zivilen mit Knüppeln in den Händen einen Ring, so daß es unmöglich war, Hilfe zu leisten. Der Ring wurde vergrößert, löste sich dann auf, und die Gruppe Ziviler zog sich in Richtung Neue Krame zurück, verfolgt von einem Grüppchen Demonstranten. Etwas später kamen einige Demonstranten wieder zurück und führten einen jungen Mann in ihrer Mitte, der aus der Nase blutete.
Die Zivis zogen sich langsam zurück in die Neue Krame. Ein Teil der Leute ging ihnen nach, und sie riefen Proteste hinter ihnen her. Die Zivis bogen in den Holzgraben ein. Eine Flasche flog hinterher und zersplitterte auf der Straße. Sie drehten sich um und schlugen blitzartig auf die Leute ein. Eine Person lag ziemlich verletzt am Boden (Gesicht). Am Eingang vom „Burger-King" kniete in diesem Moment ein Zivi mit gezogener Pistole und zielte auf die Leute. Später bestätigten Angestellte des Lokals den Vorfall.
Am 1.10.1985 bin ich nach Frankfurt gefahren. Als ich gegen 21 Uhr den Bahnhof in Frankfurt verlassen wollte, wurde ich von einem Polizeihund gebissen. Ich habe Strafantrag gegen Unbekannt beim 4. Polizeirevier in Frankfurt gestellt. Anschließend wurde ich von der Feuerwehr ins Krankenhaus gefahren, zusammen mit einer anderen Person (im folgenden B genannt). Erst wurde B (Kopfverletzung) auf einer Bahre in den OP gefahren. Dann kamen Streifenpolizisten (keine Bereitschaftspolizei) und verhinderten, daß ich Kontakt zu B. aufnahm. Sie drückten mich weg und fragten: „Was haben Sie überhaupt am -Bahnhof gemacht?" Ich zeigte meine Fahrkarte. Zu meiner Verletzung sagten sie: „Das war kein Hund." Aber der Arzt bestätigte die Verletzung als Hundebiß. Die Polizisten verhielten sich hochmütig. Am Bahnhof behinderten sie einen Arzt, für B einen Krankenwagen zu holen, obwohl der Arzt seinen Ausweis zeigte.
Ich wollte den Bahnhofsvorplatz von der Düsseldorfer Straße kommend überqueren. Hier standen in mehreren Reihen Bahnhofspolizisten mit Hunden, ohne Hunde und Bereitschaftspolizisten. Dazwischen befanden sich keine Demonstranten, nur Pressefotografen liefen dazwischen herum. Plötzlich ertönte vom Taxistand Geschrei. Ich lief hin und sah, daß ein großer, kräftiger Mann auf dem Boden lag. Eine andere Person (kein Polizist) versuchte, ihn festzuhalten und zu beruhigen. Die beiden waren eingekreist von Bahnpolizisten, von denen einzelne mehrmals auf die verletzte Person zusprangen, sie traten oder mit dem Knüppel auf den Kopf schlugen. Obwohl offensichtlich war, daß der inzwischen blutüberströmte Mann nicht mehr bei Sinnen war, erhielt er, wenn er sich aufbäumte, neue Schläge auf den Kopf. Es sah aus, als wollten sie ihn umbringen.
...Wir wußten, daß die Demonstranten in der Mainzer Landstraße eingekesselt waren. Somit konnten wir weder zurück noch vorwärts, überall waren Bullen. Vereinzelt und in Gruppen standen wir Demonstranten am Hauptbahnhof-Nord. Plötzlich kam aus der Ottostraße ein Aufgebot von etwa 20 bis 30 Bullen, die Schlagstöcke schon in Schlagposition auf die Demonstranten gerichtet. Wir (ca. 10 Demonstranten) blieben zunächst stehen. In eiligem Schritt liefen sie auf uns zu. Nach der Biegung sind sie dann losgerannt unbd ließen auf unserer Höhe einen schrecklichen, frohlockenden Kriegsschrei (hoi-hoi-hoi) los und fingen an, die Demonstranten vor uns zusammenzuknüppeln.
Jeder Bulle hatte sich einen Demonstranten vorgenommen. Gezielt wurde auf Köpfe und Nacken geprügelt. Eine von uns war etwas abseits von uns. Sie wurde von einem Bullen angegriffen. Sie stand hilflos da, ihren Kopf schützend sackte sie durch die Schläge in die Knie. Ein Bulle holte aus und schlug ihr gezielt auf den Nacken. Bei einem anderen Demonstranten verlief es genauso...
(Am Hauptbahnhof) Als ich mich umdrehte, sah ich etwa 200 Meter hinter mit einige Leute rennen, die von der Polizei verfolgt wurden. Deshalb ging ich etwas schneller zum Eingang, der jedoch verschlossen war. Plötzlich rannten mir Polizisten mit gezogenem Schlagstock entgegen. Da bin ich stehengeblieben, erhielt Schläge ins Gesicht und auf den Kopf und stürzte über ein Geländer, das den Bürgersteig von der Fahrbahn trennte. Auf der Fahrbahn liegend, wurde ich im Brustbereich getreten und einige Male geschlagen. Wie oft ich nun geschlagen und getreten worden bin, weiß ich nicht so genau.
Um 21.45 Uhr wurde vor dem Hauptbahnhof von einem Bahnbullen eine Personenkontrolle durchgeführt. Ein rotblonder Mann wurde aufgefordert, sich durchsuchen zu lassen, was er anstandlos über sich ergehen ließ. Er reichte dem Beamten mit den drei Sternen sogar seine Jeansjacke. Daraufhin wurde er geschlagen, er schlug wohl wie im Reflex (er zitterte) zurück. Ich fotografierte mit zwei anderen Fotografen diese Szene. Daraufhin und wegen der anwesenden Menschen, die schrien, rückten etliche Bahnschläger auf uns zu und prügelten. Von der Seite bekamen sie Schützenhilfe von „normalen" Uniformierten, von der Bahnhofshalle kamen andere Sheriffs und Zivis und jagten uns.
Eine Polizeieinheit verfolgte Leute an der Nordseite des Bahnhofs und verprügelte dabei einige Menschen schwer. Ich befand mich auf der Düsseldorfer Straße und rannte sofort los. Kurz vor Erreichen des Ortes des Geschehens wurde ich unsanft angehalten, man wollte mich daran hindern, Hilfe zu leisten. Erst nach einigem Hin und Her und meiner Legitimierung durch meinen Arztausweis wurde ich vorgelassen. Es lagen drei Menschen auf dem Boden. Ich versorgte sofort den ersten, einen Mann, der eine große Beule am Hinterkopf aufwies, kurzzeitig bewußtlos war und über sehr starke Schmerzen im Kopf klagte. Der Mann war kaltschweißig. Dünner, fadenförmiger Puls. Ich forderte sofort mehrere Krankenwagen zu bestellen. Erstmal keine Reaktion, bis dann einer sich doch bequemte. Nach der Erstversorgung des Mannes mit Infusion und Schocklage wandte ich mich den anderen Verletzten zu. Eine Frau mit Schlag auf den Hinterkopf, (d.h. Schlag von hinten!), eine Frau mit Nasenbeinbruch und Verdacht auf Bruch des Augenbodens, ein Mann mit Hundebißverlet-zung an der linken Hand. Material zur Versorgung war in keinem Zeitpunkt ausreichend vorhanden. Die Erste-Hilfe-Station des Bahnhofs, die hätte helfen können, war nicht alarmiert (wie ich später feststellte). Die Polizisten stellten mir keine Infusionslösungen zur Verfügung, obwohl sich ihr Krankenwagen in der Nähe des Knüppelortes befand und schnell hätte alarmiert werden können.
Weiter vorne versorgte ich noch einen Mann mit Hundebißverletzungen. Immer wieder versuchte sowohl die Bahnpolizei als auch die normale Polizei, mich an Hilfeleistung zu hindern, teils, indem sie mich abdrängte, teils, daß sie sich mir in den Weg stellte. Auf dem Vorplatz versorgte ich mindestens sechs Verletzte mit Schädelverletzungen (vorwiegend) und Hundebißverlet-zungen...
Ich versorgte mehrere Fotografen und andere. An der Ecke zum Kaisereck wurde der Schlagstockeinsatz immer massiver. Dort erwischte es dann eine junge Frau von hinten. Während ich versuchte, ihr zu helfen, drängte die Polizei nach, ohne Rücksicht darauf, daß dort ein Mensch am Boden lag. Ich fühlte ein paar Mal den Schlagstock im Kreuz, und anderen, die am Helfen waren, erging es ähnlich. Wir konnten gerade noch einen Platz von 1 X1 Meter beanspruchen, um die nötige Hilfe zu geben. Die Frau die ich dort versorgte, hatte eine Gehirnerschütterung und einen Bruch der
rechten Mittelhand. Ich fuhr mit ihr dann in die Uni...
...Plötzlich kamen ca. 30 Polizisten im Laufschritt um die Ecke (aus der Ottostraße) hinter den Leuten her. Sie lachten und johlten und riefen: „Aufgeht's!" Wild um sich prügelnd rannten sie in Richtung Hauptbahnhof; dabei prügelten sie auch auf am Boden liegende Menschen ein. Alles, was dort war und sich bewegte, war Angriffspunkt der Bullen. Ungefähr fünf Leute waren recht schwer verletzt; sie lagen am Boden, krümmten sich vor Schmerzen. Einige waren leicht verletzt (Prellungen).
Es dauerte ziemich lange, bis ein Polizist Krankenwagen anforderte; zum Glück war ein Helfer vom ASB zur Stelle, der sich um die Verletzten kümmerte. Die Polizei (etwa 50) sperrte die Poststraße ab; sie stellte einen VW-Bus quer über die Fahrbahn, so daß die Krankenwagen erst nicht zu den Verletzten durchkamen. Die Polizisten standen rum und lachten über die Verletzten. ... Nachdem die Krankenwagen endlich durchkamen und die Verletzten abtransportiert werden konnten, lösten sich die Polizeisperren auf.
Nachsatz: Nur ein einziger Polizist versuchte, einem Leichtverletzten zu helfen.
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Am Dienstag, den 1.10.1985, ca. 19.45 Uhr, kam ich von meiner Arbeitsstelle mit dem Auto über die Bockenheimer Landstraße ion Richtung Stadtmitte/Opernplatz. Am Opernplatz wollte ich rechts auf die Mainzer Landstraße abbiegen und geriet an der Ecke Mainzer
Landstraße/Bockenheimer Landstraße in eine Demonstration. Ich hielt mit dem Auto so lange, bis ich eine Möglichkeit hatte, rechts an die Seite zu fahren und dort in einer Feuerwehreinfahrt zu parken (ungefähr 50 m von der Ecke Bockenheimer Landstraße/Mainzer Landstraße entfernt.)
Der Demonstrationszug war bereits vorbeigezogen, es folgten ihm Wasserwerfer, Polizeifahrzeuge und eine große Anzahl von Polizeibeamten mit Schlagstöcken, Schildern und Helmen. Ich hatte am Ende des Demonstrationszuges aus der Entfernung meinen Cousin entdeckt und stieg aus dem Auto aus, winkte ihm und rief seinen Namen. In diesem Augenblick spürte ich einen Schlag in den Rücken. Ich drehte mich um und sah zwei Polizeibeamte, die sofort weiter auf mich einschlugen. Ich erhielt Schläge auf den Kopf, ins Gesicht, auf die Hüfte, in den Bauch, auf den Arm und in den Rücken. Meine Nase blutete stark und ich hatte große Angst. Ich lief dann in einen Hof und versteckte mich dort. Verfolgt wurde ich nicht. ...
Zu bemerken wäre noch, daß die Demonstranten, die vom Opernplatz aus aus der Richtung Goethestraße in Richtung Mainzer Landstraße, Richtung Platz der Republik gingen, sich völlig ruhig und diszipliniert verhielten und es keine Anhaltspunkte für Ausschreitungen oder Auseinandersetzungen mit der Polizei gab.
Ich befand mich auf dem Rückweg von einer Gaststätte. ... In diesem Moment sah ich eine Gruppe Fahrradfahrer, etwa dreißig Personen, von dem Grüneburgweg in die Eschersheimer Landstraße, Richtung Innenstadt, einbiegen. Alle hatten ihr Licht eingeschaltet, klingelten (wie dies auf den vergangenen Fahrraddemonstrationen üblich war) und fuhren verkehrsrechtlich ordnungsgemäß auf den rechten Fahrspuren der Eschersheimer Landstraße. Dies alles erweckte einen eher friedlichen Eindruck. Ich habe keinen einzigen Tatbestand feststellen können, der zu den nun folgenden Geschehnissen hätte Anlaß bieten können. Im krassen Gegensatz zu diesem friedlichen Bild stand das Verhalten aller Polizeiwagen und -kräfte, die diesen Zug „begleiteten".
Dabei nahm vor allem ein Fahrzeug der Polizei (Einsatzwagen, PKW) offensichtlich Ziel auf die vorderste Reihe der Fahrradfahrer. Dabei bedrängten sie vor allem zwei Radfahrer derart lebensgefährlich, daß für mich als Passant der Eindruck entstand, daß sie diese Radfahrer absichtlich überfahren wollten. In ihrer panischen Angst sprangen bzw. stürzten diese zwei Radler von ihren Rädern. Die Fahrräder kamen, eines auf der rechten Fahrspur, eines auf der Gegenspur zum Liegen. Das sie bedrohende Polizeifahrzeug hatte ganz dicht vor ihren Rädern scharf abgebremst — nun enstprangen diesem, ebenso wie aus dem folgenden Mannschaftsfahrzeug, mehrere (mindestens sechs) behelmte Beamte und liefen, ihre Schlagstöcke drohend über dem Kopf gehoben, hinter den vom Rad Gestürzten hinterher. ...
Dies alles beobachtete ich vom Bürgersteig Ecke Finkenhofweg/ Eschersheimer Landstraße aus. Der Verkehr auf den zwei Spuren stadtauswärts war mittlerweile durch das auf diese Fahrbahnen durch den Sturz geschleuderte Fahrrad zum Erliegen gekommen. Als ich das Fahrrad auf das Trottoir zu schieben versuchte, wurde ich umgehend von zuerst einem, wenige Sekunden später von zwei-weiteren Polizisten tätlich angegriffen. Trotz meiner Beteuerungen völlig unbeteiligt zu sein, wurden mir
die Arme auf den Rücken gedreht. Unter sichtbarer und verbaler Androhung von Prügeln und wiederholtem Reißen an den Haaren schleppten die drei mich zum Mannschaftswagen. Dort sollte ich „mitgenommen" werden. In der Zwischenzeit waren fast alle Teilnehmer des Fahrradkonvois — z.T. unter brutaler Androhung von Gewalt — festgenommen worden und in die Mannschaftswagen verfrachtet worden. Dies, obwohl keiner von ihnen meinen Beobachtungen zufolge etwas sich hätte zuschulden kommen lassen. ...
Daß ich nicht, wie die Teilnehmer der Fahrradfahrergruppe völlig unbescholten „abtransportiert" worden bin, verdanke ich nur dem Zufall, daß ich an diesem Dienstag eine Hospitation bei der Frankfurter Presse begonnen habe und mich so als Mitarbeiter dieses Pressehauses ausgeben konnte.
Am 1.10.1985 um 23.55 Uhr beobachteten wir an der Konstabier Wache eine Gruppe von ca. 30 Jugendlichen, die auf der Treppe saßen. Ohne ersichtlichen Grund (Provokation etc.) rannten auf einmal etwa 20 Polizisten mit gezücktem Schlagstock unter Gejohle von der anderem Straßenseite der Konrad-Adenauer-Straße aus auf die Jugendlichen los, die versuchten zu fliehen. Etwa fünf Minuten später kamen die ersten Polizisten mit sechs Festgenommenen, die sich nicht wehrten, zurück. Einer der Festgenommenen blutete am Kopf. Wir können die Polizisten leider nicht wiedererkennen (Dienstnummer war nicht zu sehen), aber wir wollen auf keinen Fall, daß dieser Überfall so einfach vbergessen wird.
Ich bekam Blickkontakt mit einem Bullen, der mit erhobenem Gummiknüppel hinter mir war. Das alles passierte im Laufen. Ich drehte mich um, um den Schlag nicht ins Gesicht zu bekommen. Dafür bekam ich ihn dann auf den Hinterkopf. Ich fiel hin und prallte nochmal auf derselben Stelle mit dem Kopf auf. Aufstehen konnte ich nicht mehr, weil mir schwindelig war., Ich bin zum Geschäftseingang von WMF gekrochen und da liegengeblieben. Es kamen gleich Leute, die mich untersucht haben. Sanis vom ASB kamen erst 10 Minuten später, weil kein Wagen durchkam. Mindestens zwei Frauen wurden bei der Aktion auch verletzt. Bei der Hilfsaktion der Sanis vom ASB hat ein Zivilbulle einem Sani Tränengas ins Gesicht gesprüht, das auch bei mir vorübergezogen ist. ...