Zwei Jahre nach Sperrung der deutschen Bahnhöfe für das öffentliche Gedenken an die Kinder-Deportationen durch die Deutsche Reichsbahn hat der DB-Vorsitzende Mehdorn eingelenkt: Dort, wo 11.000 jüdische Kinder und über 3 Millionen andere Deportierte in die deutschen Vernichtungslager geschleust wurden, darf an sie erinnert werden - auf den deutschen Bahnhöfen.
Dieses Zugeständnis ist dem Nachfolgeunternehmen der Todestransporte in vielen Veranstaltungen und Demonstrationen abgerungen worden. Der öffentliche Protest vieler Tausend Teilnehmer und der internationale Widerhall ihrer Zivilcourage haben das Ende des Gedenkverbots bewirkt.
Damit dieser Erfolg in eine frei zugängliche und unzensierte Ausstellung über das Schicksal der Deportierten münden kann, fordern die Initiatoren:
1. Im Mittelpunkt der Ausstellung muss das Schicksal der deutschen Kinder stehen, die aus ihren Heimatstädten und dem europäischen Exil verschleppt wurden, weil sie Juden waren.
Bis heute ist das Schicksal der vielen Tausend Kinder, die aus Deutschland und dem Exil mit der Reichsbahn in den Tod fahren mussten, insgesamt unerforscht. Wenig erinnert an die Namen und Gesichter der Kinder, nichts an die Leidenswege auf dem deutschen Schienennetz. Das Gedenken an die Verschleppten, die in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, in Dänemark oder Norwegen auf der Flucht verhaftet worden waren, ist in der Ausstellung unerlässlich.
2. Die Ausstellung gehört -nach französischem Vorbild- in die zentralen Bereiche der Bahnhöfe.
Eine Ausstellung, die in abgelegenen Bahnhofsteilen stattfindet, beleidigt das Andenken der Deportierten. Beispielhaft sollten die jahrelangen Ausstellungen auf den französischen Bahnhöfen sein. Sie fanden mitten im Publikumsverkehr statt und gaben den Reisenden Gelegenheit, sich über das Schicksal der Opfer einschränkungslos zu informieren
3. Die Ausstellung muss in gemeinsamer Trägerschaft mit den Opfern, ihren Nachkommen sowie unter direkter Beteiligung der deutschen Öffentlichkeit entstehen.
Im In- und Ausland leben Gerettete der Massendeportationen jüdischer Kinder sowie deren Nachkommen. Die Erinnerung dieser Menschen darf nicht durch Dritte enteignet oder ignoriert werden. Die gleichberechtigte Beteiligung der Opfer ist selbstverständlich. Deswegen muss die eigentliche Initiatorin, die französische Organisation „Fils et Filles des Déportés Juifs de France“ (FFDJF) unter der Präsidentschaft von Maître Serge Klarsfeld und Beate Klarsfeld, an führender Stelle mitwirken.
Selbstverständlich ist es ebenfalls, die deutsche Öffentlichkeit an der Ausstellung zu beteiligen. In über 20 Städten arbeiten Personen und Organisationen in der „Initiative Elftausend Kinder“. Sowohl die französischen wie auch die deutschen Initiatoren müssen in einem noch zu schaffenden Ausstellungskuratorium gleichberechtigt vertreten sein.
Die gesellschaftliche Aufgabe des Gedenkens ist keine exklusive Angelegenheit des Bahnvorstands, der sich dem Gedenken jahrelang verweigert hat.
4. Die bisherigen Erfolge sind vielen Veranstaltungen und Demonstrationen zu verdanken. Um die gesetzten Ziele zu erreichen, bedarf es weiterer Anstrengungen. Deswegen rufen wir dazu auf, die öffentlichen Proteste unbeirrt fortzusetzen.
Initiative Elftausend Kinder
03. Dezember 2006