Eingeladen hatte das Bundesverkehrsministerium. Einen Grund für die kommentarlose Gesprächsverweigerung seitens der DB AG konnte der Vertreter des Ministerium nicht nennen (vgl. dazu die Erklärung der Gesprächsdelegation von gestern, unten folgend)..
Der Konflikt mit der DB AG bezieht sich auf deren Weigerung, eine Ausstellung der genannten jüdischen Opferorganisation FFDJF, die das Schicksal von etwa 11.000 während des Faschismus aus Frankreich in die deutschen Vernichtungslager verschleppten Kindern dokumentieren will, in deutschen Bahnhöfen zu genehmigen. Die Ausstellung ist auf insgesamt 18 großen französischen Bahnhöfen mit Unterstützung der französischen Eisenbahn SNCF präsentiert worden. (Alle Informationen über den gesamten Vorgang befinden sich im Extra-Dossier "Elftausend Kinder".
Seit nunmehr zwei Jahren fordern deutsche Unterstützergruppen, daß solche Ausstellungen auch hierzulande auf den Bahnhöfen vornehmlich entlang der deutschen Deportationsstrecke (Saarbrücken - Karlsruhe - Mannheim - Frankfurt - Hanau - Fulda - Weimar - Berlin - Auschwitz) gezeigt werden. Die DB AG verweigert sich dem und verhindert jedes ernsthafte Gespräch, wie es auf Vermittlung des Bundesverkehrsministeriums nunmehr erneut versucht wurde, durch ihre arrogante und sture Blockadehaltung.
Einen rational nachvollziehbaren Grund für dieses die Opfer der Sho'ah und ihre Nachkommen beleidigende Verhalten, mit dem die DB AG ihr eigenes Image nachhaltig beschädigt, vermögen wir nicht zu erkennen. Die DB AG selbst erweckt durch ihr Verhalten den Eindruck, irgendwelche nicht benannten Image- oder Geschäftsinteressen höher einzustufen, als das Gedenken an 11.000 auf dem Weg über das Schienennetz der Deutschen Reichsbahn kostenpflichtig verschleppten jüdischen Kinder.
Allen gegenteiligen Erklärungen zum Trotz reiht sie selbst sich damit in die Nachfolge der Deutschen Reichsbahn ein, deren Experten der Verschleppungslogistik aus der Zeit der Sho'ah ja bekanntlich auch nach 1945 in der Hierarchie der Deutschen Bundesbahn, heute DB AG, ungebremst Karriere machten, zum Beispiel: "Albrecht Zahn von der Gedob, der die Anordnung für die Fahrpläne der Todeszüge nach Treblinka unterschrieb, wurde Bundesbahndirektor in Stuttgart." (Raul Hilberg, Sonderzüge nach Auschwitz, Mainz 1981, S. 109 - dort viele weitere Beispiele).
Die Anti-Nazi-Koordination hat sich während ihrer vergangenen Sitzung am Montag, 25. September, mit dieser sich bereits abzeichnenden Situation befaßt. Bei drei Gelegenheiten haben wir in den vergangenen beiden Jahren in Frankfurt auf die Weigerung der DB AG hingewiesen: durch Aktionen am 27. Januar 2005 und 2006, sowie durch eine Veranstaltung im Frankfurter Gewerkschaftshaus im Juni 2005. Es hat in der Bundesrepublik an vielen Orten ähnliche Aktionen gegeben.
Wie auch andere Aktionsgruppen im gesamten Bundesgebiet werden wir im Vorfeld des diesjährigen 9. November durch geeignete Aktionen auf das unhaltbare Verhalten der DB AG hinweisen und zugleich deutlich machen, daß dafür bei aller Anerkennung der Vermittlungsbemühungen dieses Hauses die politische Verantwortung letztlich im Bundesverkehrsministerium liegt.
Zweifel an Bahn-Ausstellung über Deportationen ERklärung
der Initiative 11.000 Kinder zum scheinbaren nachgeben der Bahn
11.000 Kinder: Enteignung des Gedenkens (neuere Erklärung
der Anti-Nazi-Koordination)
Frühere Proteste für
die Ausstellung 11.000 Kinderin Frankfurt
Allgemeine Informationen über
die Ausstellung und die Reaktion der Bahn