Zentrale Kundgebung für die Streikenden bei GATE GOURMET

Aufruf der Vorbereitungsgruppe

Die zentrale Kundgebung findet statt am Samstag 4. Februar 2006 um 13 Uhr
vor GATE GOURMET in FRANKFURT,
Neu-Isenburg / Zeppelinheim, Admiral-Rosendahl-Strasse 2-8.
Auch eine Delegation der KollegInnen aus London-Heathrow wird erwartet.

Über 100 Tage sind die KollegInnen bei GATE GOURMET am Düsseldorfer Flughafen jetzt im Streik. GATE GOURMET versorgt Flugzeuge mit Lebensmitteln. Als zweitgrösstes Unternehmen weltweit an 109 Standorten in 29 Ländern mit etwa 22 000 Beschäftigten. Als die marode Swissair es an die TEXAS PACIFIC GROUP verkaufte, wurden sie über Nacht an die vorderste Front neoliberaler Schweißauspressung katapultiert. Denn TPG ist eine „private-equity“ Firma (populistisch: „Heuschrecke“), die Unternehmen kauft, profitabler macht und wiederverkauft. Es verdient seine Renditen von bis zu 40% vor allem mit der Abrichtung von Menschen. Der global operierende Unternehmensberater McKinsey macht diesen Abrichtungsjob, genannt „Rationalisierung“. Abrichtung zur Steigerung der Arbeitshetze, Abrichtung zu größerer Unterwerfungsbereitschaft, Zerstörung der sozialen Zusammenhänge als Ort von Eigenwillen und Widerstand der Beschäftigten, Flexibilisierung, Prekarisierung, Rauswurf.

Die KollegInnen haben diese Schikanen nicht mehr hingenommen und mit Streik geantwortet. Sie sagen: Es geht um mehr als gerechten Lohn. Vielmehr sind die erzwungenen Hungerlöhne nur der Geldausdruck eines breiten Angriffs auf ihre Würde. „Menschenwürde“ steht auf ihrem Transparent am Streikort. Es geht um ihre Behauptung gegen Unmenschlichkeit des neuen kapitalistischen Kommandos. Es geht um ihre sozialen Zusammenhänge. Es geht um die Selbstbehauptung gegen die globale Übermacht eines Herrenstandpunkts im Gewand technischer Rationalisierung. Auch ihre KollegInnen bei GATE GOURMET auf dem Flughafen London-Heathrow streiken.

Wir wissen: die KollegInnen streiken auch für uns und das verlangt unsere Solidarität und Unterstützung. Zum Beispiel: die Unterstützung der von Rationalisierungsangriffen bedrohten KollegInnen, der Arbeitslosen und ihrer sozialen Bewegungen. Denn Hartz IV ist auch ein Abrichtungsprogramm zu einer neuen sozialen Selbstknechtung. Als Pflicht zur Selbstaktivierung, zum lückenlosen Bericht, zur Mitarbeit bei der Überprüfung der eigenen Unterwerfungsbereitschaft, bei Strafe der Streichung der Überlebenskohle.

Zum Beispiel: die Solidarität der StudentInnen. Denn an Universitäten wird das Lernen rationalisiert und die Unterstützung und Kreditgewährung an eine neue rigide Bewertung (Evaluation) von Leistung, Selbstaktivierung und Unterwerfungsbereitschaft gekoppelt.

Globalisierung ist keine bloße finanzkapitalistische Operation. Ihr selbst werdet zum Feld seiner Sozialstrategien gemacht. In den alltäglichen Facetten eines breiten und einheitlichen sozialen Angriffs, aus denen das Kapital seine neuen Formen globaler Macht und Wert schöpft. Wir müssen ihm gemeinsam begegnen und an allen Orten seiner Zugriffe.

Und das heißt: so begrenzt die Auseinandersetzung bei GATE GOURMET zu sein scheint, so groß und auch grundsätzlich ist seine Bedeutung. Eine Niederlage bei GATE GOURMET hier wäre unsere Niederlage in unserem eigenen Kampf. Ein Sieg, aber schon unsere praktische Solidarität macht uns selbst stärker. Denn sie ist auch eine Solidarität auch mit uns selbst.

http://streikposten.twoday.net/stories/1467934/
http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/gast/ggduess.html