Vaterland verraten! Naziaufmarsch verhindern!

Aufruf der autonomen antifa [f]

Vaterland verraten I

Am wollen Nazis der sogenannten „Freien Kameradschaften“ aus Solidarität mit Iranischen Präsidenten, bekennenden Antisemiten und dementsprechend Israelhasser in Frankfurt Sachsenhausen demonstrieren.
Dabei haben die Nazis Frankfurt nicht nur ausgewählt, weil hier das Fussballländerspiel mit dem Iran stattfindet. Vielmehr ist Frankfurt ihnen als „linke Hochburg“ und vor allem Bankenstandort, bzw. der von Ihnen hallunzinierten „jüdischen Weltverschwörung“ bisher ohnehin ein Störfaktor bei der Durchsetzung ihrer menschenverachtenden Gesellschaftsvorstellung. Mit der Durchsetzung einer„Volksgemeinschaft“ sollen die immanenten Widersprüche
des Kapitalismus unterdrückt und die Ausbeutung im völkischen Kollektiv verewigt werden. Schließlich bedeutet „Volksgemeinschaft“ nichtAbschaffung des Zwangs zur Verwertung und der gesellschaftlichen Logik des
„Survival of the fittest“, sondern die Herstellung repressiver „Gleichheit“. Da diese aber im Kapitalismus auch nicht glücklich macht, lieferen die „Kameraden“ den dafür angeblich verantwortlichen, „äußeren Feind“ gleich mit:

MigrantInnen, Homosexuelle, Linke, etc. pp. ... – aber vor allem: die Juden. Im antisemitischen Wahn der nationalen Vergesellschaftung werden die gesellschaftlichen Konflikte personalisiert und so auf einfachste ideologische Erklärungsmuster und damit das Fassungsvermögen der„kameradschaftlichen“ Hirne zurechtgestutzt. Anstatt die
apersonalen und totalen Produktionsverhältnisse und damit die kapitalistische Gesellschaft als falsches Ganzes zu begreifen, versuchen die Nazis, das deutsche „schaffende“ Kapital gegen das„raffende“ Finanzkapital, hinter dem zwanghaft die Juden, vermutetet werden in Anschlag zu bringen.

Nun haben die Nazis zwar mit ihrer völkischen Staatsvorstellung inzwischen den Anschluss an die Gesellschaft verloren und werden nicht ohne Grund von den Vertretern des „modernen“ Deutschlans als„Ewiggestrige“ bezeichnet; doch die tödliche Gefahr, die von Ihnen für einzelne Menschen ausgeht, steht eben in keinem Verhältnis zu ihrer gesellschaftlichen Bedeutung. Überdies zeigt sich gerade an Islamisten vom Schlage des Iranischen Regimes, dass die Option des barbarischen Rückfalls noch hinter bürgerliche Verhältnisse leider keineswegs der Vergangenheit angehört. Sicherlich sind die kapitalistischen Verhältnisse ohne Nazis nicht weniger unmenschlich.

Trotzdem muß antifaschistische Praxis überhaupt erst mal Handlungsspielräume für linke Politik und Kultur schaffen und (auch temporäre)„nationalbefreite Zonen“ verhindern.

Deswegen rufen wir dazu auf den antisemitischen Aufmarsch am 17. Juni entschlossen zu verhindern.

Vaterland II

Spätestens seit der Rot-Grünen Regierung muss antifaschistisches Engagment jedoch auch genauer hinschauen. Zu schnell wird aus der richtigen und notwendigen Aktion gegen Nazis, dann eine für ein„besseres Deutschland“. Denn das ist nicht nur kein Schritt in die richtige, sondern schlicht ein Schritt in die falsche Richtung. Als der ehemalige Bundeskanzler Schröder zum Thema Agenda 2010 und Sozialabbau sagte, „es gibt keine Alternative zu
unseren Plänen“ sprach er schließlich nur aus, was ohnehin jeder wissen könnte: Dass, entgegen den Idealen von Demokratie und Mitbestimmung nicht der Mensch, sondern der Kapitalismus Herr der Geschichte ist. Der durch die
Selbstverwertung des Wertes in die Welt gesetzte objektive Widerspruch, dass immer weniger Arbeit nötig ist, jedoch dadurch die Lebenssituation der Menschen immer schlechter wird, ist innerhalb dieses Systems nicht
aufzuheben. Alles andere ist Ideologie. Deswegen führt auch das Gerede von„Demokratie“ und „Sozialstaat“, die es nach einigen Gewerkschaften und Sozialiberalen zu verteidigen gelte in die Irre. Ist es doch gerade der Staat, der mit seinem Gewaltmonopol die Eigentums- und Produktionsverhältnisse schützt und so die Erpressung zur Arbeit
organisiert.

Standortnationalismus, als die modern Variante des positiven Bezugs aufs deutsche Kollektiv und seinen Staat, bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur wie eh und je die rassistische und antisemitische Ausgrenzung von
denen, die wie z.B. „nicht verwertbare“ MigrantInnen, nicht dazu gehören sollen, sondern auch den Versuch, alle Menschen vor den nationalen Karren zu spannen. Müssen für die beste Stellung Deutschlands im kapitalistischen Wettbewerb doch „alle gesellschaftlichen Gruppen an einem Strang ziehen“ (Merkel). Was in der Logik des
Standortes nichts anderes heißt als Arbeitslose in den Zwangsdienst zu schicken, Innenstädte von Obdachlosen und Yunkies zu „säubern“, die letzten Bürgerrechte abzubauen, MigrantInnen abzuschieben, Sozialleistungen wegzukürzen, Studiengebühren einzuführen etc.. Wer von Nationen redet, der schweigt schließlich von Menschen. Und der macht, wie die ganzen rot-grünen„Antifaschisten“ trotz aller linker Rhetorik zeigen, eine rechte Politik. Der einzig vernünftige Standpunkt kann dagegen nur jener sein: Links ist da, wo kein Deutschland - egal ob als„modernes“ oder „ewiggestriges“ Vaterland - ist.

In diesem Sinne: Den Naziaufmarsch am 17.06. in Frankfurt verhindern – Das Vaterland verraten !

Informiert euch und seit flexible ...

Weitere Infos zur ausgefallenen NS-Demo und zur Gegenmobilisierung

Siehe auch den Aufruf der Anti-Nazi-Koordination "Fußball-WM 2006: Die Welt  in Frankfurt - zu Gast bei Nazis?" und die Presseerklärung der autonomen antifa [f] zum Verbot der NS-Demo durch die Stadt Frankfurt

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