Wenn die Nazis am 7.7. das erste Mal seit langer Zeit wieder versuchen, in Frankfurt zu marschieren sind in der Reihe ihrer Gegner auch eine Menge derjenigen zu finden, denen es ganz anders um das Selbe geht. Wie könnte es anders sein, es ist – Überraschung – Deutschland. Vom Bund der Vertriebenen und der CDU über die Grünen bis hinein in die Linkspartei, die nationale Sache, also der Erfolg des "nationalen Allgemeinwohls" - das Adorno zurecht als vorgeblichen Schicksalzusammenhang zwischen den Menschen bezeichnet hat - im weltweiten Hauen und Stechen, ist ihr aller Kriterium. Und hier wie dort: wer von der Nation spricht, egal ob modern als „Patriot“ vom Standort und Heimat oder als „Freier Nationalist“ von Volk und Reich, der schweigt vom einzelnen Menschen. Ob Sterben fürs Vaterland oder Studiengebühren und Hartz IV für den Standort - die Nation kittet weltweit die kapitalistische, d.h. widersprüchliche, Gesellschaft zusammen anstatt ihre Abschaffung endlich auf die Tagesordnung zu setzen. Eine emanzipatorische Perspektive beginnt mithin erst da, wo diese täglich aufs Neue wahr gemachte Lüge vom nationalen Kollektiv aufhört.
Gleichwohl demonstrieren die verschiedenen Freunde und Freundinnen der Nationen und Völker anlässlich diverser Naziaufmärsche aus gutem Grund getrennt. Denn der bürgerliche Nationalismus birgt wenigstens eine Ahnung davon, dass er bloß das Produkt und die Ideologie einer gesellschaftlichen Entwicklung ist und wird dementsprechend relativ verstanden. Wenns der nationalen Wettbewerbsfähigkeit nützt dürfen eben auch mal Inder Deutsche werden. Für die Migranten, die nicht “fit und flexibel“ genug sind bleibt ja noch Abschiebung, Abschottung und täglich das Ertrinken vor den Toren der Festung Europa. Die Nazis bieten den bürgerlichen Nationalisten den Dreck, an dem diese ihre angeblich weiße Weste demonstrieren können.
Die Nazis dagegen wollen nicht einmal das verstehen. Ihr völkischer und offen rassistischer Nationalismus überbietet den bürgerlichen an Barbarei noch um Längen. Das bißchen Aufklärung der bürgerlichen Gesellschaft ist ihnen schon zu viel – sie wollen dahin zurück wo es ganz dunkel ist; dahin wo sie auch ohne Eigenleistung andere Menschen quälen und wie Tiere behandeln darf. Sie wollen den Kapitalismus, dieses irrationale System, nicht verstehen und müssen die Juden dafür verantwortlich machen, weil sie sonst einsehen müssten was sie sind – das Letzte. Díe Nazis sind somit schrecklich unmodern und vor allem eins: verrückt gewordene Menschen. Ihnen ist mit der Waffe der Kritik nicht beizukommen, wo sie Auftreten hilft nur noch die Kritik der Waffen.
Und obwohl es scheint als habe man den Nazi - wie er sich auch immer anziehen mag - aus dem Mittelalter hier her gebeamt, er ist von dieser Welt. Das Ergebnis einer menschlichen Emanzipation, die auf halbem Weg in Richtung Kommunismus stehen und so bei der Nation und anderen Geistern des Irrsinns, wie z.B. Religion, hängen geblieben ist. Und diese Geister werden die Bürger nun nicht mehr los, weil sie von der kapitalistischen Geisterbeschwörung (von Markt, Staat und Konkurrenz) nicht lassen wollen und dabei mitunter selbst zu Gespenstern werden. Das Ende dieser Geisterbahn bietet, heute wie damals, nur die vernünftige Einrichtung der Welt. Ohne die wird man auch den Nationalismus, diesen schlechten Ersatz für den Traum, den die Welt der Menschheit ständig auszutreiben versucht, nicht überwinden. Unser Ziel bleibt es daher, diesen Ersatz überflüssig zu machen.
Aus Ermangelung einer Alternative zur Bennenung der Utopie einer befreiten Gesellschaft, benutzen wir den Begriff Kommunismus. Die notwendige Orientierung auf die Utopie, als ein, in den kapitalistischen Verhältnissen nicht positiv bestimmbaren und nicht realisierbaren gesellchaftlicher Zustand, drückt sich in der Forderung "Für den Kommunismus" aus. Eine Forderung, die die Abschaffung der Verhältnisse in denen der Mensch ein geknechtetes, verächtliches und entfremdetetes Wesen (vgl. Karl M.) als minimalste inhaltliche Definition enthält. Dies umfaßt eine Abgrenzung vom historischen, sowie aktuell noch bestehenden real-existierenden Sozialismus (aka "Kommunismus"). Materialismus heißt in diesem Zusammehang die Kritik und Negation der kapitalistischen Vergesellschaftung aus ihr selbst und ihren Widersprüchen heraus zu entwickeln. In diesem Sinne: Für den Kommunismus - Alles andere gabs schon!