Frankfurt: Spontandemo statt Bratwurst-Protest

Am Samstag, den 21.10., demonstrierten in Frankfurt am Main ungefähr 20.000 Menschen gegen die "Reformen"der großen Koalition und Studiengebühren. An einem Demonstrationszug von sozialen Initiativen, Studentenbündnissen und linksradikalen Gruppen beteiligten sich mehrere tausend Menschen. Die Demonstration endete nicht auf der Kundgebung des DGB, sondern ging spontan weiter durch die gesamte Innenstadt. Der Hauptbahnhof und der Autobahnzubringer Frankfurt West wurden blockiert. Im Verlauf der Aktion kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Mehrere Menschen wurden verletzt und festgenommen.

Während der DGB zu der Aktion unter dem Motto "Das geht besser" mobilisiert und ein "sozialeres Deutschland" gefordert hatte, riefen Antifa-Gruppen unter dem Motto "Alles für Alle - Kapitalismus abschaffen!" zur Demo am Südbahnhof auf. "Wir wollten deutlich machen, dass wir mit dem Standortnationalismus des DGB und seiner Bittstellerei an den Staat nichts zu tun haben wollen. Ausserdem ist das Problem nicht einzelne Reformen, sondern das gesamte kapitalistische System." erklärte Sahra Brechtel, Sprecherin der antifa [f], das Anliegen der linksradikalen Gruppen.

Nach mehreren Redebeiträgen setzte sich die Demonstration unter Parolen wie "Bildung für Alle, sonst gibt's Krawalle!" und "No Justice- No Peace!" und mit viel Musik vom Südbahnhof in Bewegung. Anstatt jedoch auf der Kundgebung des DGB am Römer zu enden lief die Demonstration mit mehreren tausend Menschen, darunter viele Studenten, spontan weiter gradeaus in Richtung Hauptbahnhof. Hier setzte die Polizei das erstemal Schlagstöcke ein um zu verhindern, dass die Demonstranten in den Hauptbahnhof gelangen konnten. Daraufhin war der Hauptbahnhof für circa eine Stunde abgeriegelt. Nur Menschen, die ein gültiges Ticker vorweisen konnten, durften die Polizeisperren überhaupt passieren. Danach zogen die Demonstranten weiter über die Bockenheimer Landstraße. Dabei wurde die Straße immer wieder mit Baustellenabsperrungen und Mülltonnen blockiert. Hier nahm die Polizei unter dem Einsatz von viel Pfefferspray und Schlagstöcken mindesten zwei Demonstranten fest. Mehrere Menschen wurden verletzt. Am Messekreisel verhinderte die Polizei, dass die Demonstration auf den Autobahnzubringer gelangen konnten. Trotzdem war der Anschluss Frankfurt West für längere Zeit blockiert. Auf dem Rückweg durch die Innenstadt setzte die Polizei in der B-Ebene der Konstaplerwache erneut Schlagstöcke ein. Auch hier wurden mehrere Menschen festgenommen und verletzt. Daraufhin blockierten mehrere hundert Demonstranten noch die Kurt-Schuhmacher Strasse und zogen anschließend ins Nordend.

"Der heutige Tag hat gezeigt, dass der Widerstand gegen die Unterordnung der einzelnen Menschen unter die kapitalistischen Sachzwänge des Standortes in Hessen weiter geht. Es ist erfreulich, dass sich mehrere tausend Menschen gegen den konstruktiven Bratwurstprotest der Einheitsgewerkschaft und weiter für eine wirkliche Gegenwehr entschieden haben. Was die Characktermasken Koch und Müntefering da veranstalten geht nämlich nicht besser - das geht gar nicht", so das Resumee der antifa Sprecherin.

Wichtig sei es nun den Widerstand gegen die sogenannten Reformen weiterzuführen: "Trotz Verabschiebung des Studiengebührengesetztes in Hessen, das letzte Wort ist sicherlich auch bei diesem Thema noch nicht gesprochen. Am rassistischen und ausgrenzenden Charackter des Gesetztes hat sich schließlich nichts geändert."

Am nächsten Freitag, den 27.10., rufen linke Gruppen und kulturelle Initaitive dementsprechend zu einer Nachttanzdemo gegen soziale Ausgrenzung und staatliche Repression in Frankfurt auf.

Film von dem "Alles für alle"-Block und Rede der Landes-ASten-Sprecherin

Aufrufe, Erklärungen und weitere Flugblätter

Zum Aufruf der autonomen Antifa[f]
Zur Erklärung der Anti-Nazi-Koordination im Vorfeld der Demonstration
Übergebühr
220.000 Menschen demonstrieren für eine sozialere Politik (DGB-Erklärung zum Aktionstag)
REden und Bilder von der Demonstration in Frankfurt beim DGB-Hessen
Eine bessere Wurst ? oder gleich die ganze Metzgerei dichtmachen? Flugblatt der Gruppe 8. Mai gegen die Gewerkschaftsdemo

Presseberichte zu den Gewerkschaftsdemos ..

in Frankfurt

"Viel Murks auf unsere Kosten" (Frankfurter Rundschau vom 23.10.2006)
Mit Bratwurst, ohne Bratwurst (Frankfurter Rundschau vom 23.10.2006)
Bis zu 20.000 Menschen demonstrieren gegen Bundesregierung (Frankfurter Neue Presse vom 23.10.2006)

in Deutschland

Demonstrationen in Deutschland.Warnruf aus der Mitte der Gesellschaft (FAZ vom 21.10.2006)
220.000 demonstrieren bundesweit gegen Regierungspolitik (Reuters vom 21.10.2006)
Gewerkschaften wettern gegen Regierungskurs (Spiegel vom 21.10.2006)
Hessenschau vom 21.10.2006

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