Neonazis haben am Abend des 1. Mai am Mainzer Südbahnhof (Römisches Theater) Jugendliche angegriffen. Dabei warfen sie eine 18-Jährige sogar auf die Gleise und verprügelten sie dort. Die junge Frau erlitt Prellungen an Kopf und Körper. Vermutlich gingen die Neonazis, die aus Richtung Rüsselsheim kamen und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu den TeilnehmerInnen des nationalsozialistischen Doppelaufmarschs in Raunheim und Rüsselsheim gehörten, davon aus, dass es sich bei den Angegriffenen um Nazi-GegnerInnen handelte. Der Vorfall zeigt, mit welcher Brutalität Neonazis gegen diejenigen vorgehen, die nicht in ihr Weltbild passen.
Der Vorfall demonstriert jedoch auch, so der AK Antifa Mainz, das einsatztaktische und moralische Versagen der Polizei, die am 1. Mai eingesetzt war. Christian Struck, Sprecher des AK Antifa: "Die Polizei war fähig, AntifaschistInnen in Rüsselsheim und Raunheim mit repressiven Maßnahmen zu behindern, in Mainz konnte sie noch nicht einmal Jugendliche vor einer Horde Neonazis schützen." In Rüsselsheim und Raunheim hatten mindestens 1000 AntifaschistInnen mit verschiedenen Mitteln versucht, den unheimlichen Marsch der RassistInnen und AntisemitInnen aus NPD und 'freien Kameradschaften' zu verhindern. Schon am Bahnhof in Raunheim hatten PolizistInnen zum Teil mit massivem Einsatz körperlicher Gewalt AntifaschistInnen von einem Bahnsteig vertrieben, den diese friedlich besetzt hielten. In beiden Städten sperrte die Polizei ganze Stadtviertel, damit die NationalsozialistInnen unbehelligt marschieren können. Gegen protestierende AntifaschistInnen wurden Pfeffergas, Schlagstöcke und Wasserwerfer eingesetzt.
"Dass der Bahnhof Mainz-Süd für abreisende Neonazis aus der Pfalz und dem südlichen Rheinhessen eine Umsteigebahnhof bei der Rückfahrt sein würde, muss auch Bundes- und Landespolizei in Mainz klar gewesen sein.", sagt AK-Sprecher Struck. Gegen zwölf Uhr hatten sich schon etwa 100 Neonazis aus Rheinhessen und der Pfalz am Hauptbahnhof getroffen, um zu ihrem Aufmarsch zu gelangen. Unter den Neonazis waren auch NPD-Angehörige, die - von der Polizei sicherlich nicht unbemerkt - am Morgen eine Kundgebung in Kaiserslautern durchgeführt hatten. Am Hauptbahnhof waren dementsprechend schon Einheiten der Bundespolizei und aus Rheinland-Pfalz anwesend, die auch bis zum Abend blieben. Struck: "Mit ein wenig Verstand hätte sich die Polizei am Abend auch am Südbahnhof postiert. Dass sie dies nicht getan hat, ist ein moralisches und einsatztaktisches Armutszeugnis für die Polizei."
Der AK Antifa verwahrt sich auch gegen Tendenzen, den Angriff als von außen kommendes Problem darzustellen. "Dieses Mal waren es vermutlich keine Mainzer Nazis. Dass sich aber die Nazis in Mainz getroffen haben, dass zwei der Redner in Rüsselsheim und Raunheim der rheinhessischen NS-Szene entstammen, und dass sich Neonazi-Gruppen zunehmend offen in der Stadt präsentieren, zeigt, dass Mainz ein Nazi-Problem hat, das sich nicht weglügen lässt.", so Christian Struck abschließend.
Neonazis werfen Frau auf Bahngleise, Rhein-Mainer.3.5.2007
18-Jährige auf Gleise geworfen und verprügelt, SWR, 2.5.2007
Dumm, brutal und national! Grüne Jugend Rheinland-Pfalz
So sind Nazis! Überfall auf eine junge Frau am Südbahnhof Mainz, 1. Mai, Anti-Nazi-Koordination
Rechte greifen junge Frau an -
Kritik an Bundespolizei, Frankfurter Rundschau, 5.5.2007
Nazi-Demos in Raunheim und Rüsselsheim be- aber nicht verhindert (eigener Bericht)
Erklärung südhessischer Antifa-Gruppen
Anti-Nazi-Koordination: 1. Mai 2007: 217 Nazis in Raunheim und Rüsselsheim / Erste Eindrücke und Auswertungen
Rechtsextreme -
Randale in Raunheim (Hessenschau, 1.5.2007)
Demo geg. Nazi-Doppelaufmarsch in Rüsselsheim (Indymedia)
Protestmarsch gegen NPD (FR, 2.5.2007)
In der B-Siedlung brennen Barrikaden (Echo, 2.5.2007)