Zum diesjährigen Gedenktag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz hatte die Anti-Nazi-Koordination Frankfurt dazu aufgerufen, im Rahmen der bundesweiten Aktion "11.000 Kinder" auch in Frankfurt erneut für die Durchsetzung eines würdigen und angemessenen Gedenkens für die Opfer der während des Holocaust europaweit 3 Millionen mit der Reichsbahn in die Vernichtungslager Deportierten zu demonstrieren.
In Frankfurt fand am Vorabend des Gedenktages eine erfolgreiche Aktion an der Börse statt. (Film zur Kundgebung) Diese war als Ort einer Demonstration ausgewählt worden, nachdem die FAZ am 2.12. 2006 die gemeinsame Erklärung von Verkehrsminister Tiefensee und Bahnchef Mehdorn kommentiert hatte:
Er [Mehdorn] gestand - gewiß auch mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten des geplanten Börsengangs seines Unternehmens - zu, die umstrittene Ausstellung auch auf Bahnhöfen zu zeigen ....
Zeigte dieses Zurückweichen von Tiefensee/Mehdorn zwar, daß die beiden vom bundesweiten und interantionalen Druck auf ihre bisherige Verweigerungsstrategie ein wenig beeindruckt waren, so waren sie zugleich doch von einer vorbehaltlosen Kooperation mit dem französischen Opferverband "Les Fils et Filles des Déportés Juifs de France" weit entfernt. Ihre Erklärung erwies sich als ein weiteres Vermeidungsmanöver (German Foreign Policy).
Es ist möglicherweise auch der völlig zutreffenden und prominenten Darstellung dieses Standes der Dinge am 27. Januar auf der ersten Seite der bundesweiten Ausgabe der FR zu verdanken, daß die Führung der DB AG auf die Veranstaltungen bundesweit in einer qualitativ völlig neuen Form reagiert hat. Man kann sie nur als Ausdruck von Panik verstehen: Androhung eines Polizeieinsatzes gegen Beate Klarsfeld, Lea Rosh und den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, Sprechverbote in Halle und Würzburg (auch hier traf dieses Verbot den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde sowie den katholischen und den evangelischen Dekan der Stadt), Angriff auf eine improvisierte Ausstellung in Göttingen sowie der (fehlgeschlagene) Versuch, eine Demonstration auf dem Frankfurter Hauptbahnhof und Aktion im Intercity Frankfurt - Mannheim zu verhindern.
Auffälligerweise kam es auf verschiedenen Bahnhöfen zu ähnlich lautenden Desinformationsversuchen der Hauptbahnhofsmanager gegenüber AktivistInnen von "11.000 Kinder". So behauptete Herr Harry von der Heyde, Bahnhofsmanager am Frankfurter Bahnhof gegen 14.00 Uhr mehrfach und wahrheitswidrigerweise, die von den DemonstrantInnen geforderte Ausstellung werde ja bereits zur Stunde in Berlin eröffnet. Nachdem dies sofort als völlig falsch zurückgewiesen worden war, wiederholte der Bahnbedienstete seine Behauptung etwa 15 Minuten später erneut. Zu ähnlich klingenden Aussagen kam es auch an anderen Orten. Gab es etwa eine aus Berlin angewiesene Kampagne, mit solchen "Informationen" zu verwirren - oder waren die Bahnangestellten selber verwirrt?
Diffus und widersprüchlich auch das Verhalten der ZugbegleiterInnen während den öffentlich angekündigten aber ungenehmigten Aktionen in den Intercity-Zügen zwischen Karlsruhe, Mannheim und Frankfurt: während auf der Strecke Frankfurt-Mannheim mehrfach lautstark versucht wurde, unsere Aktion zu behindern, bemühten sich die KollegInnen im Intercity Karlsruhe - Mannheim um einen freundlichen Ton.
Insgesamt: unsere Arbeit hat sich gelohnt. Wir werden sie solange weiterführen, bis wir ein würdiges Gedenken für die Opfer der Holocaust-Logistik der Reichbahn durchgesetzt haben - gerade auch auf den Bahnhöfen der DB AG. Die Aktionen in Frankfurt und Berlin sind morgen, Dienstag, 30.Januar, 22.15 Uhr Gegenstand einer Sendung des HR-Fernsehens von Samuel Schirmbeck: "Streit um Gedenken. Beate Klarsfeld kämpft um ihre Bahnhofs-Ausstellung"
Der Zug der Erinnerung, die Deutsche Bahn und der Kampf gegen das Vergessen zum Buch von Hans Rüdiger Minow