Von 2007 bis 2013 fuhr der Zug der Erinnerung gegen den starken Widerstand der Deutschen Bahn. Die Ausstellung in den Waggons zeigte Fotos und Berichte vom Leben und Sterben von Kindern und Jugendlichen aus fast allen von Deutschland besetzten Ländern Europas. Außerdem wurden beispielhaft einige der Täter bei Reichsbahn und SS dargestellt. Die Ausstellung behandelte auch die Nachkriegskarrieren der Täter und den Umgang von DB und Politik mit Schuld und Schulden. Sie wurde auf 150 Bahnhöfen von 455.000 Menschen gesehen.
Rüdiger Minow hat nun mit Der Zug der Erinnerung, die Deutsche Bahn und der Kampf gegen das Vergessen ein Buch vorgelegt, in dem er u.a. die Blockade vieler Bahnhöfe durch die DB beschreibt. Nur durch die breite Unterstützung des Zugs der Erinnerung konnte die Ausstellung schließlich in vielen der zunächst blockierten Bahnhöfe gezeigt werden. Doch das Buch geht weit über die Geschichte des Zug der Erinnerung hinaus. Minow zeigt, dass die Widerstände gegen eine Ausstellung zum Holocaust in den Bahnhöfen nicht nur psychologische Abwehrreaktionen des DB-Managements waren. Sie hatten vielmehr mit der Verquickung von Vergangenheit und Gegenwart zu tun, die von den Bahnhöfen symbolisiert wird. Eine der zentralen Thesen des Buchs ist, dass die Schuldabwehr, die sich über Generationen der Bahnführung nachweisen läßt, ihre Basis gerade im Wissen über die zentrale Rolle der Reichsbahn bei den Deportationen hat. Daraus entstand die Angst vor den berechtigten Repatationsforderungen der Opfer.
Über die Bahn hinaus beschreibt Minow die Schuldenabwehr bzw. Schuldenbegrenzung als Staatsräson der Bundesrepublik Deutschland seit ihrer Gründung. Als zentrales Instrument dieser Schuldenbegrenzung stellt er die allgemein als Zwangsarbeiterstiftung bekannte Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ) dar. Diese hat sich zu eine zentralen Instrument zur Finanzierung und Steuerung geschichtspolitischer Projekte entwickelt. Die EVZ nutzt ihre Stellung, um Initiativen unter Druck zu setzen, die Entschädigungsfrage außen vor zu lassen, wie der Autor am Beispiel von Geraubte Kinder zeigt.
Wer will kann
Ausschnitte aus dem Buch als pdf-Datei downloaden oder beim Zug der
Erinnerung
bestellen.
Widerstand in jeder nötigen Form Vorabdruck in der jungen Welt
11.000 Kinder: Bericht von den bundesweiten Aktionen am 27. Januar 2007