Am 17.Juni um 10.30 Uhr vor der Paulskirche in Frankfurt am Main
Es ist mal wieder so weit – es geht gegen den Bund der Vertriebenen:
Ab dem 17. Juni 2007 ist in der Frankfurter Paulskirche die Ausstellung „Erzwungene Wege – Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“ zu sehen. Veranstalter sind der „Bund der Vertriebenen“ (BdV) in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“.
Der BdV hat es sich zum Ziel gesetzt das angebliche „Unrecht der Vertreibung der Deutschen” nach der Niederlage Deutschlands im 2. Weltkrieg zu thematisieren. Dabei verliert der revanchistische BdV natürlich kein Wort darüber, dass die aus Polen und Tschechien „vertriebenen” Deutschen zur großen Mehrheit Unterstützer des nationalsozialistischen Vernichtungsprojekts waren. Nicht der Rede wert ist ihm ebenfalls, dass die „Heimholung” deutsch- völkischer Minderheiten ins Reich oder zumindest Einflusszonen schon immer Teil einer deutschen Großmachtstrategie waren und nach der „Wiedervereinigung” auch verstärkt wieder ist. Stattdessen betreibt der BdV und seine Vorsitzende, die CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach aus Frankfurt, munter die Verharmlosung des Holocaust durch die Verkehrung von Ursache und Wirkung und versucht deutsche Täter zu Opfern zu stilisieren.
Die Ausstellung, die bis Ende Juli in der Paulskirche zu sehen ist, ist ein Probelauf im Kleinformat für das geplante „Zentrum gegen Vertreibungen“. Dieses vermittelt – wenn es denn durchkommt – ein Geschichtsbild, das Deutsche als Opfer von Flucht und Vertreibung darstellt ohne angemessen darzustellen, dass Flucht, Vertreibung und Umsiedlung am Ende des Zweiten Weltkrieges eine Folge der aggressiven nationalsozialistischen Expansions- und Vernichtungspolitik waren. Durch diese Entkontextualisierung und Enthistorisierung ist die Teil des Konzepts des Bundes der Vertriebenen zur Gleichstellung der deutschen Vertriebenen mit den Opfern des Nationalsozialismus. Der BdV parallelisiert die „Vertreibungsverbrechen an den Deutschen" mit international geächteten Genoziden und fordert einen „Schutz der Volksgruppenrechte". Um diesen Diskurs geschichtsmächtig werden zu lassen, will Erika Steinbach, das „Zentrum gegen Vertreibungen" in der Nähe des Denkmals für die ermordeten Juden Europas errichten. Maßgeblich auf Grund internationaler Proteste, insbesondere aus ehemals von den Nationalsozialisten überfallenen und besetzten Ländern, konnte der BdV dieses Ziel noch nicht durchsetzen. Bis jetzt!
Wir stellen uns gegen die Entkontextualisierung von Flucht, Vertreibung und Umsiedlung der Deutschen. Die Parallelisierung der deutschen Umsiedlungen mit dem Genozid an den Armeniern und dem Holocaust dient dazu, den nationalsozialistischen Massenmord an den europäischen Juden, Sinti und Roma, die Verfolgungs- und Vernichtungspolitik gegen homosexuelle, politische GegnerInnen, Zeugen Jehovas, Behinderte und anderen durch den Nationalsozialismus Verfolgte zu relativieren. Der Opferdiskurs um die deutschen Vertriebenen ist Teil einer geschichtspolitischen Erzählung mit deren Hilfe die Hindernisse auf dem Weg zur politisch-gesellschaftlichen Normalisierung und einer einigermaßen glattgebügelten Nationalgeschichte aus dem Weg geräumt werden sollen.
Kein Vertriebenenzentrum, nirgendwo!
Kommt zur Kundgebung am 17. Juni um 10.30 Uhr vor der Paulskirche!