Rede der autonomen antifa [f] auf der Demonstration gegen die Innenministerkonferenz in Frankfurt am 22. Juni 2011

Abschiebung, Kameraüberwachung, zivil­mili­tärische Zusammen­arbeit, Kampf gegen sogenannten Links­extremismus. Die Liste der in den letzten zwei Tagen auf der Innen­minister­konferenz besproch­enen Wider­lich­keiten ist lang. Auch wenn ein Blick auf die Tages­ordnung eher den Eindruck thema­tische Beliebig­keit vermit­telt, zielen alle Punkte letztendlich auf ein Thema: Die Frage wie und zu welchen Beding­ungen die Inte­gration ins Team Deutschland möglichst effizient orga­nisiert werden kann.

Das ist kein Zufall. Es ist der Versuch die sich verschärfende soziale Lage innen­politisch adäquat zu verwalten. Denn der produk­tive Fort­schritt sorgt beständig dafür, dass die klassische Lohn­arbeit immer knapper wird. Als Folge dessen werden immer mehr Menschen- oft für immer- in prekäre Lebens­verhältnisse gedrängt. Die Lohn­arbeit als funk­tionie­rendes Mittel der Integra­tion in die nationale Schicksals­gemein­schaft fällt somit zumindest tendenziell weg.

Es mag paradox sein, aber der eigene Erfolg auf dem Welt­markt sorgt dafür, dass es auch den Menschen hier­zulande immer beschissener geht. Wie das Bei­spiel Griechen­land zeigt, wird den Konkur­rentInnen ihre Nieder­lage dann auch noch politisch zum Vorwurf gemacht.

Die Eingemeindung der Staats­bürgerInnen ins „Team Deutschland“ auch weiterhin zu gewähr­leisten ist eine der dring­lichsten Aufgaben der deut­schen Innen­politik. Denn um im Hauen und Stechen der natio­nalen Stand­orte nicht unterzugehen, ist auch der deutsche Staat dazu angehalten seine Bevölkerung ständig auf Trab zu halten. Vor diesem Hintergrund ist Integration vor allem als Drohung zu verstehen. Denn sie ist immer an die wirtschaftliche Nützlichkeit der eigenen Person geknüpft. Ausgrenzung ist dann nicht mehr das Gegenteil von Integration, sondern lediglich die andere Seite derselben Medaille. Denn wenn bei der Innenministerkonferenz diskutiert wird, welche Vorleistungen MigrantInnen nun mitbringen müssen um hier legal leben zu dürfen, dann ist die Abschiebung immer schon mitgedacht.

Dass die immer weitergehende produktive Leistungssteigerung der westlichen Welt beständig mehr VerliererInnen und Ausgeschlossene produziert- anstatt ein schönes Leben für alle zu ermöglichen- ist offensichtlich Irrsinn, hat allerdings weniger mit allgemeiner Dummheit, als mit der kapitalistischen Einrichtung der Welt zu tun. Denn diese orientiert sich nicht an menschlichen Bedürfnissen, sondern entlang der so genannten Sachzwänge von Staat und Kapital.

Doch anstatt diesen offensichtlichen Unfug endlich praktisch anzugehen, macht sich hierzulande derweil Panik breit. Denn die staatliche Zurrichtungsversuche gehen nicht spurlos an den einzelnen Menschen vorüber. Schon längst ahnen die Menschen, dass es unter kapitalistischen Bedingungen schon lange nicht mehr genug für alle gibt. Auch deshalb finden Sozialchauvinismus und kultureller Rassismus heutzutage wieder mehr Zuspruch. Um seine eigene Existenz- und sei sie auch noch so schäbig- zu verteidigen wird fleißig gegen angeblich „Kulturfremde“ oder gar „genetisch Asoziale“ gehetzt. Dass Sarrazin so viel Zuspruch bekommen hat ist kein Zufall, sondern passt zu dem Versuch die allgemeine Panik staatlicherseits nutzbar zu machen. Wie unter anderem die Streichung des Elterngeldes für Hartz 4 EmpfängerInnen zeigt, hat auch die Politik keine wirkliche Lösung für das Problem, sie kann jedoch den Druck zum mitmachen auf alle erhöhen.    

Der auch auf der Innenministerkonferenz forcierten Diskussion wer zu welchen Bedingungen mitmachen darf, ist eine klare Absage zu erteilen. Denn es ist die Einladung zu einem Spiel bei dem es weiterhin nur VerlierInnen geben wird. Deshalb rufen wir zu einem antinationalem Widerstand auf, der die Sachzwänge von Staat, Nation und Kapital bewusst missachtet und stattdessen die Möglichkeit einer befreiten Gesellschaft, in der JedeR ohne Angst verschieden sein kann, vor Augen hat.

Vielen Dank für die Blumen- Gegen Integration und Ausgrenzung!

 

2000 auf Demo gegen die Innenministerkonferenz in Frankfurt Presseerklärung des Bündnis gegen die IMK
Redebeitrag zum 70. Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion
Redebeitrag des sozialrevolutionären & antinationalen Krisenbündnis

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