Zur faktische Auflösung der Anti-Nazi-Koordination in ihrer ursprünglichen Funktion

Erklärung von Benjamin Ortmeyer über die Einstellung seiner Mitarbeit in der Anti-Nazi-Koordination

Anmerkung von antifa-frankfurt.org: Die Austrittserklärung wurde zusammen mit zahlreichen Bilddokumenten und einem weiteren Text unter dem Titel "Es gibt eine Grenze - Dokumente des Antisemitismus und des Geschichtsrevisionismus" vom AStA der Uni Frankfurt veröffentlicht. Das pdf-Dokument (1103 KB) ist hier berufbar. Der Text "Es gibt eine Grenze" ist jetzt auch in einer hebräischen Version verfügbar.

Dass ich meine Mitarbeit in der ANK hiermit beende, hat im Wesentlichen zwei Gründe:

ERSTENS: In der Tat geht es um eine inhaltliche Neuausrichtung der ANK, die mich angesichts der Tolerierung von Geschichtsrevisionismus und Antisemitismus tief ent­setzt. Die beigefügte Sammlung von FOTOS auf den Demonstrationen Dezember 2008 / Januar 2009 sind der - auch emotional - ausschlaggebende Grund.

ZWEITENS: Dahinter steht jedoch - anders als vielleicht bei anderen - eine grundle­gende methodische Kritik, die den Charakter der Anti-Nazi-Koordination, der ich seit 2001 angehört habe, betreffen. Ich bitte meine gesamte Erklärung einschließlich der Do­kumentation als GANZES zu behandeln.

Mit gewerkschaftlichen Grüßen

Benjamin Ortmeyer

1.

Um den Mai 2001 gründete sich in Frankfurt am Main die ANK angesichts geplanter und unter Polizeischutz durchgeführter Nazi-Aufmärsche unter hämischer Berichterstattung der nazi­orientierten Presse.1 Im Vorfeld der Gründung gab es verständlicherweise Diskussionen über den Namen: Eine weitere „antifaschistische" Gruppe? Eben nicht. Und zwar in doppelter Hinsicht. Ein besonderer Name wurde gefunden und für gut befunden.

a) Der Name enthält den Begriff „Anti-Nazi". Das war eine - heute nicht mehr? - bewusste Entscheidung gegen jene Konzeption, die mit einem bestimmten Begriff des Faschismus von Besonderheiten des deutschen Nazi-Faschismus ablenken2 wollte. Die so genannte „Ovo-maltine-Konzeption" „einer „antifaschistischen" Gruppe3, die über ein begrenztes Ziel hinaus sich um alle sozialen und politischen Themen zu kümmern habe, wurde verworfen.

b) Außerdem enthielt der Name den Begriff „Koordination" - durchaus im Zusammenhang mit dem Begriff „Anti-Nazi" -, eine klare Aufgabe, bei konkreten Anlässen gegen Nazis Ak­tionen zu „koordinieren", der schädlichen Ausgrenzung einzelner Gruppen entgegenzutreten und Zusammenarbeit am konkreten Fall anzubieten und ohne jeden Führungsanspruch mit zu organisieren.

2.

Auf dieser Basis wurde - immer begleitet von Versuchen einzelner Mitglieder des offenen Plenums der ANK, bestimmte Gruppen bei Anti-Nazi-Aktionen auszuschließen, die sich aber nicht durchsetzten konnten - mehrere Jahre bis in kürzester Zeit erfolgreich die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen koordiniert. Die Liste dieser Zusammenarbeit seit 2001 ist lang und muss hier nicht wiederholt werden.

3.

Die zunächst heftigste Krise ergab sich, als bei der Vorbereitung unserer Gegenaktionen wäh­rend der WM 2006 gegen eine „Pro-Iran-Präsidentschafts-Nazi-Demonstration".

Es passierte, dass schriftlich und mündlich auf einmal einzelne Personen - dokumentiert auf der Homepage der Gruppe „A-Photographie" - in der ANK den iranischen Präsidenten in Schutz nahmen, von „Übersetzungsfehlern" faselten, um vom Kern abzulenken, der dann im Spiegel-Gespräch mit dem iranischen Präsidenten deutlich wurde: Die Internationale der Holocaust-Leugner/Diskuteure schließt nicht nur Horst Mahler, Hamas, Hisbollah, sondern auch den iranischen Präsidenten ein.

Deswegen, so damals dann doch die klare Entscheidung der ANK, ist es richtig in einem Aufruf gegen die deutschen Nazis auch auf diesen Zusammenhang einzugehen (dass dann die Endfassung des von der ANK verbreiteten Aufrufs doch nicht so ganz der verabschiedeten Fassung entsprach, mag Zufall gewesen sein oder nicht - damals entstand jedenfalls ein gewisser Konsens durch Debatte).

4.

Die Entwicklung der letzten Monate habe ich aus beruflich-privaten Gründen mehr von außen verfolgt. Sie spiegelt sich in der ANK-Homepage, aber auch in teils seriösen, teils skurrilen Fäkalien-„Blogs" wider. Auf einer Sitzung, wohl Ende 2008, wurde zur Eindämmung einer wirren Debatte zunächst sinngemäß beschlossen, dass die ANK-Homepage (Teil Offiziell) von allgemeiner Israel-Palästina-Debatte, wenn es keinen Bezug zu koordinierenden Aktionen gibt, frei zu halten bzw. an speziellen Plätzen abzulegen sei.

5.

In den Beschlüssen der ANK spiegelte sich nun wider (ich schildere es von außen, da ich an den Sitzungen nicht mehr teilgenommen habe), dass der breitmögliche Begriff des „Antifaschistischen-Ovomaltine-Konzepts" - wer gegen Nazis ist, muss gegen Studiengebühr sein; wer gegen Nazis ist, muss gegen Sozialabbau und Harz IV sein; wer gegen Nazis ist, muss gegen ... sein; wer gegen Nazis ist, muss gegen ... sein4 -, also allgemein politische Positionierungen Schritt für Schritt durchgesetzt wurden. Der Charakter der Anti-Nazi-Koordination als Koordination gegen Nazis wurde geändert.

6.

Diese Öffnung ist formal die entscheidende falsche Weichenstellung, durch das es zu dem nur logischen Desaster, der faktischen Auflösung der Anti-Nazi-Koordination als Organisation mit dem Ziel der Koordination von Aktionen gegen Nazis kommen konnte. Der ursprüngliche Sinn der Gründungserklärung war weg.

7.

Dass in der Folge die ANK auch beansprucht, sich kompetent auf Gebieten der internationalen Politik zu äußern, ja in den Bündnisverhandlungen zum 14. Januar forderte, zum aktuellen Stadium des Nahost-Konflikts5, (die Analyse der Lage in Sri Lanka, im Kongo, im Sudan, in Nepal steht noch aus) Stellung zu nehmen, führte logischerweise und wohl auch in geplanter Weise zu unüberbrückbaren Konflikten.

8.

Zu den vielleicht größten „Gemeinheiten" in all diesen Debatten - die aus meiner Sicht erst einmal nicht in die ANK hineingehören - gehört die bundesrepublikanische Lüge, der Streit ginge darum, ob israelische Politik kritisiert werden dürfe. Diese Lüge wird meist noch ge­würzt mit der weiteren Lüge, dass angeblich, jeder, der Israels Politik kritisiert, als Antisemit" bezeichnet würde. Der springende Punkt, der eine inhaltliche Zusammenarbeit unmöglich macht, ist nun wahrlich NICHT, dass jemand die israelische Außenpolitik kritisiert.

9.

Der springende Punkt, der eine inhaltliche Zusammenarbeit unmöglich macht, ist, dass bei den faktisch antiisraelischen Kundgebungen und Demonstrationen in der BRD (und in anderen europäischen Ländern) im Dezember 2008/Januar 2009 der reale Schulterschluss mit der hier lebenden Anhängerschaft der Hamas und ebenfalls tiefreaktionär-faschistoiden anderen Organisationen aus der Türkei6 auf der Straße praktisch durchgeführt wurde.

10.

Ich habe mich (das letzte Mal auf einer Veranstaltung im Studentenhaus der Goethe-Universität Frankfurt) auch öffentlich für die ANK engagiert7 und auch für eine Zusammenarbeit mit dem AStA. Vielleicht war es ein Fehler, vielleicht war es den Versuch wert. Die aktuelle ANK aber - die wirren Debatten auf den Diskussionsseiten der ANK-Homepage seien Beleg dafür -ist nicht nur ein Bild des Jammers und des Zerfalls. Geschichtsrevisionismus ist unwiderlegbar Teil der Diskussions-Unkultur und der Aktions-Unkultur wichtiger Teile der ANK geworden. Das ist für mich unerträglich.

Frankfurt am Main, den 20. Februar 2009

Benjamin Ortmeyer

Fußnoten:

1 „25. Mai 2001. Wenige Interessierte sind am letzten Mai-Wochenende (26/27. Mai) der Einladung von DGB-, IG Metall-,GEW-Funktionären und allerlei linksextremistischen Gruppierungen zu einer Strategiedebatte über den Widerstand gegen denRechtsradikalismus' in das Kommunikationszentrum der Frankfurter Johann Wolfgang von Goethe-Universität gefolgt. Über die am Ende der Veranstaltung verteilte Gründungserklärung der Anti-Nazi-Koordination Frankfurt' wurde nicht abgestimmt. Während der DGB-Kreisvorsitzende Harald Fiedler davor warnte, durch zu großen Radikalismus die ,gemäßigten Kräfte' beim gemeinsamen Kampf gegen den Rechtsradikalismus' abzuschrecken, vertrat seine IG-Metall-Kollegin Katinka Poensgen die Meinung, die Gewerkschaften hätten sich auf jeden Fall an der (äußerst gewalttätig verlaufenen) ,Kundgebung' der Linksextremisten beteiligen müssen. Den Vogel schoss der GEW-Funktionär Benjamin Ortmeyer mit der Bemerkung ab: Hätte es am 1. Mai in Frankfurt keine Polizisten gegeben, hätte es auch keine Nazis gegeben!'" (Junge Freiheit, 8.6.2001)

2 Bewusst ist im Schwur von Buchenwald von den Wurzeln des „Nazismus" die Rede und nicht von Faschismus ganz allgemein, wie immer wieder vulgarisiert und verfälscht wird.

3 In „Faschismus", so diese faule „Theorie", steckt eben automatisch (so wie angeblich in Ovomaltine) und „objektiv" alles drin mit der demagogischen Pointe, dass wer gegen den Faschismus ist „automatisch" auch gegen X, Y und Z usw. sein müsse.

4 Das lässt sich noch „positiv" weiterführen. Wer gegen den „Faschismus ist, muss dann angeblich wahlweise oder im Paket China heute für kommunistisch halten, dann darf man Uri Avnery, der die Blockade Leningrads mit Gaza vergleicht, für keinen Geschichtsre­visionisten halten, muss wohl für den Einmarsch der sowjetischen Truppen zur Zeit Breschnews in Afghanistan sein usw. was eben noch so alles im Rucksack drin ist...

5 „Die Anti-Nazi-Koordination hat bei ihrer Sitzung am gestrigen Abend (12. Januar) beschlossen, ihre Unterstützung der Demonstrati­on ,Alles muss man selber machen sozialen Fortschritt erkämpfen!' an die Bedingung zu knüpfen, dass in einem der Redebeiträge dieser Demonstration gegen den Gazakrieg Israels Stellung genommen wird." (Homepage der ANK)

6  „Islamische Gemeinschaft Milli Görüs" in Duisburg.

7 „Aufklärung gegen Nazis" Mobilisierungs-Veranstaltung am 15. Juni 2007, 19 Uhr, Studierendenhaus Campus Bockenheim, 1. Stock (Festsaal). Der AStA der Uni Frankfurt, die Anti-Nazi-Koordination und Frankfurter Antifa-Gruppen laden hiermit zu einer Veranstaltung ins Studierendenhaus der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Campus Bockenheim, 1. Stock (Festsaal) ein."


ANHANG I

Ideologie contra Realität, die ERSTE:

„Natürlich gibt es Antisemiten, Nazis und andere Rechte in Deutschland, die sich an unsere Proteste anhängen wollen." (Hans Christoph Stoodt, Junge Welt, 8.1.2008).

Anhängen? Die Masse der HAMAS-Anhänger war doch unübersehbar auf den Demonstrationen, vor allem aber dominierte, wie die Gruppe Arbeiterphotographie voll Stolz dokumentierte, die hemmungslose geschichtsrevisonistische Hetze.

Ideologie contra Realität die ZWEITE:

„Naturlich haben wir in der Bundesrepublik ein Problem: Vielen Menschen fällt es aus his­torischen Gründen - wegen des Holocaust - schwer, sich im Nahostkonflikt israelkritisch zu äußern." (Hans Christoph Stoodt, Junge Welt, 8.1.2008).

„Natürlich"? „wir in der Bundesrepublik"? Wer sind „viele"? Fällt es nicht „vielen" nachweisbar ausgesprochen leicht? Fragen über Fragen.

Ideologie contra Realität die DRITTE:

„Deren (israelische Staatsführung) Politik ist in ihren Auswirkungen im Moment selber in Gefahr, antisemitisch zu wirken." (Stoodt JW8.1.2008)

Ohne israelische Staatsführung, und deren Politik, weniger Gefahr des Antisemitismus??? Was für Vorstellungen über die Entstehung von Antisemitismus sind das denn?

Ideologie contra Realität, die VIERTE

In Kenntnis des antisemitischen Programms der HAMAS (und darauf sich absichernd mit Distanz, jedoch ohne Konsequenz eingehend), wird von einem Sprecher der ANK (wohl aber nicht in dieser Funktion; die Rede wurde verteilt, ich habe sie aber auf der Homepage der ANK NICHT gefunden) dennoch ausdrücklich die De­monstration mit diesen Kräften unterstützt. Ein zentrale Satz in seiner Rede lautet:.

"Insbesondere verurteile ich entschieden die reaktionären und antisemitischen Anteile im Programm der Hamas" (Papier: Hans-Christoph Stoodt: Rede auf der Anti-Kriegs-Demonstration am 17.1,2009)

Anteile? Wer die Charta der Hamas kennt, weiß, dass es einer der hemmungslosesten und wirkungsvollsten Dokumente des Antisemitismus der letzten 30 Jahre ist.
Antisemitismus? Zweitrangig? Es gibt halt Unterschiede, na und?
An die Anwesenden - darunter nicht wenige Hamas-Anhänger - gerichtet heißt es dann:

„Wir haben bei allen Unterschieden zwischen den verschiedenen Gruppen hier auf diesem Platz, ein gemeinsames Ziel."

DAS könnte das Problem sein.

JUNGE WELT
08.01.2009 / Inland / Seite 2

»Rundschau hat Antikriegsproteste kleingeschrieben«
Teilnehmerzahlen von Friedensdemo runtergerechnet. Deutsche Medien an der Seite Israels. Gespräch mit Hans Christoph Stoodt (Interview: Gitta Düperthal)

Hans Christoph Stoodt ist Pfarrer in Frankfurt am Main und Sprecher der Anti-Nazi-Koordination

„Sie beteiligen sich an den Protesten gegen den Krieg in Gaza. Was denken Sie über die Berichter­stattung der deutschen Medien zu Israels Militäroperation?

Ich finde, daß die Berichterstattung in der Tagesschau geprägt ist von einer zweifelhaften Ausgewo­genheit. Es wird ständig behauptet: Israel lasse täglich Lastwagen mit Medikamenten und Nahrungs­mitteln für die Bevölkerung in den Gazastreifen hinein. Der Krieg richte sich nicht gegen die Men­schen, sondern gegen die Hamas. Im Gegensatz dazu ist in einem Bericht auf BBC deutlich zu erken­nen: In die Krankenhäuser wurden bislang nur zwei Kämpfer der Hamas eingeliefert, Hunderte von Verletzten sind Frauen, Kinder und Unbewaffnete - von denen einige sterben, weil sie keine Medika­mente erhalten. Hierzulande wird in den Medien Tag für Tag einseitig berichtet.

Auch die Frankfurter Rundschau hat den Antikriegsprotest kleingeschrieben. Über eine der größten Friedensdemonstrationen der vergangenen Jahre in Frankfurt am Main gegen den Krieg in Gaza am vergangenen Samstag hatte sie in ihrer Online-Ausgabe zunächst gar nicht berichtet. Dann folgte ein süffisant-zynischer Bericht im Lokalteil. Kostprobe: Einen der Demonstranten, der Allah u Akbar (Gott ist groß) gerufen habe, »hätte man mit jedem DJ eines der gehobenen Clubs der Stadt verwechseln können«. Die Teilnehmerzahl, von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem Hessischen Rundfunk auf 10000 beziffert, hat die FR auf 7000 heruntergerechnet. Ganz ähnlich hatte sie über die letzte Demonstration in dieser Größenordnung in Frankfurt 2003 berichtet.

Damals wurde gegen den Irak-Krieg protestiert...

Ja, die FR hatte das »Frankfurter Bündnis gegen den Krieg« in der Berichterstattung über einen langen Zeitraum vernachlässigt. Als wir schließlich eine bezahlte Anzeige gegen den Krieg schalten wollten, hat sie die Veröffentlichung abgelehnt. Nach Insiderinformationen soll das Blatt dieses Verhalten, nachdem es publiziert wurde, einige hundert Abonnements gekostet haben. Später hat die FR ihre Be­richterstattung geändert - nachdem klar wurde, daß die Bevölkerung den Krieg konsequent ablehnte.

Wie erklären Sie sich dieseVotgehensweise?

Die FR befolgt sklavisch genau die Linie, die das Bundesaußenmmisterium vorgibt. Damals, vor dem Irak-Krieg hieß es, Deutschland beteilige sich nicht am Krieg. Unsere - wie sich später herausstellte -sehr berechtigte Kritik an der mittelbaren Verquickung Deutschlands in den Krieg war Grund genug, schlecht über uns zu berichten. Heute ist es eindeutiger. Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier weisen die Schuld für den Gaza-Krieg einseitig der Hamas zu. Die FR hält sich stets an die von den Regierenden vorgegebene Linie.

Ich kann nur vergleichen. BBC und andere Medien im Internet, denen man keinerlei Sympathien für die Hamas unterstellen kann, sagen deutlich: Die israelische Besatzung trägt Schuld an diesem Krieg. Mitschuld treffen indirekt die Europäische Union, die USA - und Deutschland. Sie liefern Waffen an Israel und fordern die Hamas zur Zurückhaltung und sofortigen Einstellung der Kampfhandlungen auf. Das ist absurd. Wenn Medien in der Mehrheit dieser Linie folgen, ist es nur so zu erklären, dass sie sich mit der Position der Mächtigen und Herrschenden nicht anlegen wollen.

Oder, daß sie keine Stellung gegen Israel beziehen wollen?

Natürlich haben wir in der Bundesrepublik ein Problem: Vielen Menschen fallt es aus historischen Gründen - wegen des Holocaust - schwer, sich im Nahostkonflikt israelkritisch zu äußern. Aber unse­re israelischen Freunde auf seiten der Linken erwarten von uns, daß wir gegen den Krieg Stellung nehmen und sie mit dieser Haltung nicht allein lassen. Sie haben es schwer, denn die Rechten übertö­nen sie mit Sprechchören wie »Tod den Arabern« - beispielsweise vergangenen Samstag in Tel Aviv.

Apologeten des israelischen Kriegs bezichtigen Friedensdemonstranten des Antisemitismus ...

Natürlich gibt es Antisemiten, Nazis und andere Rechte in Deutschland, die sich an unsere Proteste anhängen wollen. Ich verwahre mich jedoch gegen Unterstellungen, antisemitisch zu sein - nur weil ich den Angriffskrieg der Staatsführung Israels kritisiere. Deren Politik ist in ihren Auswirkungen im Moment selber in Gefahr, antisemitisch zu wirken. Sie gefährdet das Leben vieler Juden."

Aus der ANK Homepage

1.   3 hans Christoph stoodt 13. Januar 2009 um 12:36

Benni, Mrs. Adornix:
statt einer langen Antwort meinerseits an Sie / Euch beide möchte ich den Beginn eines aktuel­len Artikel des israelischen Friedensaktivisten Uri Avnery zitieren (Link zum gesamten Arti­kel folgt am Schluß). Wenn Sie finden / Ihr findet, wir argumentierten wie im Kindergarten, dann kann auch Avnery dort nicht fern sein. Auf Eurer Seite dagegen steht in Israel der gesam­te mainstream des militaristisch-nationalistischen Konsenses von den Siedlern über Kach bis Meretz. Wir beziehen uns in unserer Position zum Beispiel auf diese Sicht der Dinge hier, auch wenn für sie in Israel derzeit etwas über dreihundert Kriegsgegner eingeknastet worden sind - oder die in Europa und speziell Deutschland totgeschwiegen wird, wie Avnery:

Vor fast 70 Jahren wurde währenddes Zweiten Weltkriegs in Leningrad ein abscheuliches Verbrechen begangen. Länger als tausend Tage hielt eine Gang von Extremisten, die »Rote Armee« genannt wurde, Millionen Einwohner der Stadt als Geiseln und provozierte die deut­sche Wehrmacht aus den Bevölkerungszentren heraus. Die Deutschen hatten keine andere Möglichkeit, als die Bevölkerung zu bombardieren und sie einer totalen Blockade auszusetzen, die den Tod von Hunderttausenden verursachte. Nicht lange zuvor wurde in England ein ähn­liches Verbrechen begangen. Die Churchill-Bande versteckte sich inmitten der Londoner Be­völkerung und mißbrauchte Millionen Bürger als menschliche Schutzschilde. Die Deutschen waren so gezwungen, ihre Luftwaffe zu schicken und die Stadt widerwillig in Schutt und Asche zu legen.
Dies ist die Beschreibung, die jetzt in den Geschichtsbüchern stünde - wenn die Deutschen den Krieg gewonnen hätten. Absurd? Nicht absurder als die täglichen Nachrichten unserer Medien, die so oft wiederholt werden, daß einem speiübel wird: die Hamas-Terroristen halten die Bewohner des Gazastreifen als »Geiseln« und benützen die Frauen und Kinder als »menschliche Schutzschilde«, sie lassen uns keine Alternative, als massive Bombardements durchzuführen, in denen zu unserm großen Bedauern Tausende von Frauen, Kinder und un-bewaffneten Männer verletzt oder gar getötet werden. ... (ganzer Artikel: http ://www.jungewelt.de/2009/Q 1-13/014 .php).

Mit den besten Empfehlungen ...

1.   25 hans Christoph stoodt 16. Januar 2009 um 12:36 (ANK HOMEPAGE)

„Obwohl mir nach allen meinen eindeutigen Äußerungen zum Thema Hamas nicht ganz klar ist, weshalb ich das hier noch einmal wiederholen sollte, möchte ich dennoch dazu Stellung nehmen, weil Ihnen das offenbar wichtig ist: die Hamas ist in meinen Augen eine politisch rechte, antisemitisch argumentierende Organisation, die ich persönlich als politisch feindlich einstufen würde. Ihren nicht wegzudiskutierenden Charakter als die derzeitige Vertreterin des palästinensischen Volkes in Gaza hat sie nicht, weil mir das paßt, sondern aufgrund einer von Israel geforderten, vom Nahostquartett und der UN durchgesetzten, international beobach­teten und allgemein als fair eingestufte demokratischen Wahl im Jahre 2006. Anstatt das Er­gebnis dieser Wahl zu akzeptieren, haben die Vertreter der Werte der westlichen Aufklärung diese Wahl mit der Strangulierung der Bevölkerung des Gazastreifens beantwortet und ver­weigern jede direkte Diskussion mit deren Regierung. Den eher Verzweiflungsakten als regu­lären militärischen Aktionen ähnelnde Kassam-Angriffen auf die israelische Zivilbevölkerung fielen nach interationalen Quellen in den vergangenen fünf Jahren achtzehn israelische Men­schen zum Opfer. Das sind ohne Diskussion achtzehn zuviel. Aber noch einmal - auch wenn es sich verbietet, Menschenleben gegeneinander abzuwägen, stimmen vermutlich auch Sie mir zu, daß es einen Abgrund von Qualitätsunterschied zwischen den israelischen Militäraktionen, getragen durch 91% Zustimung der jüdisch-israelischen Bevölkerung (sowie dem anti­deutschen Spektrum in Deutschland) gibt.

Und wenn Sie hier aus der Charta der Hamas einen wahrhaft abscheulichen Text zitieren, darf ich mit einem Zitat aus dem Gründungsdokument des Zionismus, Theodor Herzls Buch "Der Judenstaat" antworten,......."

28 hans Christoph stoodt 17. Januar 2009 um 09:40 (ANK Homepage)

„Ich möchte Sie daraufhinweisen, daß ich noch nie "mit der Hamas" demonstriert habe und das auch nie tun werde.....

Ich habe mich am 31.12. und am 3.1. an einer Demonstration der Palästinensischen Gemeinde Hessen beteiligt, zu deren von den Ordnern teilweise recht handgreiflich durchgesetzten Bedingung es gehörte, daß es keinerlei Parteifahnen zu sehen gibt - eine Bedingung, die sich zu allererst gegen Hamas und Hisbollah richtete.

Warum wir die Anti-Nazi-Koordination verlassen haben Erklärung von sechs ehemaligen Aktivisten der Antiti-Nazi-Koordination

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