Butzbach/Hoch-Weisel:
Den Nazis die Idylle nehmen!

Aufruf zur Demonstration am 28. Januar 2006

Das mittelhessische Butzbach/Hoch-Weisel - die Stadt die im Jahre 2007 den Hessentag ausrichten will - liegt zwischen Giessen und Frankfurt in der Wetterau und hat seit knapp einem Jahr namhafte BewohnerInnen zu verzeichnen. Die militante Neonazi-Gruppe "Freie Nationalisten Rhein-Main" hat dort ein Haus gekauft. Zuvor ist die Gruppe in Nidderau-Heldenbergen gescheitert. Sie hatte dort ein Haus gemietet, was aufgrund von öffentlichem Druck und Mietstreitigkeiten gekündigt wurde.

Who is Who?

Die BewohnerInnen

Das von den Neonazis gekaufte Haus ist in der Langgasse 16; bewohnt wird es unter anderem von Marcel Wöll, Christian Müller, Janine Wöll (geb. Bedau) und Maximilian Elser. Der Kopf und Motor der Gruppe ist der 22-jährige Marcel Wöll. Das Anwesen dient zur Ausrichtung von Schulungs- und Vernetzungstreffen mit überregionaler Teilnahme. Butzbach/Hoch-Weisel ist für die Neonazis also ein Rückzugs- und Ruheort, an dem bisher auf laute Partys und Aufmärsche verzichtet wurde. Vielmehr ist zu vermuten, dass von Butzbach/Hoch-Weisel aus die militante Neonazis-Szene in Hessen/Rhein-Main organisiert und ausgebaut werden soll.

In Hessen pflegen die "Freien Nationalisten Rhein-Main" enge Kontakte zu Neonazi-Vereinigungen wie der "Schwarzen Division" aus Wiesbaden, zum "MSC 28" aus Limburg und anderen militanten Kameradschaften, sowie zu Personen aus dem verbotenen Blood & Honour-Spektrum.

Mithilfe von Flugblättern versucht die Gruppe - sich selbst als Opfer von linkem "Terror" darstellend - die Dorfbevölkerung für ihre Ideologie zu sensibilisieren.

Bundesweit treten Kader der "Freien Nationalisten Rhein-Main" als Redner bei Demonstrationen auf.

Darüber hinaus waren vor kurzem Mitglieder der Gruppe bei einem gewaltätigen Angriff in Ffm-Sachsenhausen beteiligt, bei dem Antifaschisten zum Teil schwer verletzt wurden.

Die BürgerInnen

Der große Teil des Ortes steht dem Treiben schweigend bis wohlwollend gegenüber. Lieber wird sich darüber gefreut, dass die Neonazis freundlich grüssen, als sich mit deren menschenverachtender Ideologie auseinander zu setzen. Einige DorfbewohnerInnen verkehren sogar im Hause der Neonazis, und folgen somit deren Einladung. Dem antifaschistischen Protest blieben die Hoch-WeiselerInnen fern, da sie sich nicht von den neuen BewohnerInnen gestört fühlen. Antifaschistische Aktionen hingegen werden als störend empfunden, da sie die Idylle im Ort trüben. Der örtliche, konservative Bürgermeister Oswin Veith nahm die zukünftigen BewohnerInnen als Problem nicht ernst und ignorierte Warnungen aus Nidderau-Heldenbergen.

Der Arbeitskreis

Mit dem "Arbeitskreis Demokratisches Hoch-Weisel" haben sich BürgerInnen zusammen gefunden, die dem Treiben der FNRM entgegenwirken wollen. Doch hat sich aufgrund der theoretischen Ausrichtung des Arbeitskreises die Hoffnung auf einen Bündnispartner zunächst erledigt. So thematisiert der Kreis in seinen öffentlichen Äußerungen ständig die beiden politischen "Extreme" links und rechts, mit denen man nichts zu tun haben möchte. Somit wird jegliches antifaschistisches Engagement denunziert und mit rechter Ideologie und ihren gewalttätigen Auswüchsen gleichgesetzt. Ein negativer Höhepunkt war die Podiumsdiskussion, welcher u.a. Müller und Elser amüsiert beiwohnen durften und die ihnen Gewißheit darüber bescherte, bisher alles richtig gemacht zu haben.

Die Polizei

Die Erfahrung die schon in anderen hessischen Orten mit der Polizei gemacht wurde, zeigt sich auch in Butzbach. Dank der "hessischen Linie" gelangen Informationen durch die Polizei, wenn überhaupt, nur sehr spärlich an die Öffentlichkeit. Die jeweiligen Orte und das Land Hessen sollen vor negativen Schlagzeilen bewahrt werden. Auch die Hausdurchsuchung verlief ohne großes Aufsehen zu erregen - das Ergebnis ist allerdings der "Verdacht auf Bildung einer kriminellen Vereinigung". Missachtet wird von der Polizei, dass die Neonazis Hoch-Weisel als einen Rückzugsort nutzen, indem ihnen die von sämtlichen Seiten gesicherte Ruhe sehr gelegen kommt.

What to do?

Mit Hoch-Weisel haben sich die "Freie Nationalisten Rhein-Main" aus ihrer Sicht einen praktischen Ort ausgesucht, in welchem Sie mit den BürgerInnen in friedlicher Koexistenz leben können. Mit störendem Widerstand aus dem Dorf haben die FNRM kaum zu rechnen.

Da scheinbar alle im Ort beteiligten Gruppen - von Neonazis bis zur Polizei - an dem Erhalt der Friedhofsruhe interessiert sind, wird es weiterhin eine wichtiges Aufgabe von AntifaschistInnen sein diese zu stören. Die Zustände im Dorf, seien es die Freien Nationalisten oder die reaktionären Bürger, machen es ständig notwendig - Öffentlichkeit für die Zustände zu schaffen.

Doch kann diese Demonstration nur eine vorläufige Wegmarke sein, zu dem Ziel, die untragbaren Zustände im Ort nachhaltig anzugreifen, den "Freien Nationalisten Rhein-Main" ihren Wohn- und Rückzugsort zu vermiesen.

Den Nazis die Idylle nehmen!

Demonstration Samstag 28. Januar 2006

ab 13:00 Uhr Mahnwache am Bahnhof in Butzbach
13.30Uhr gemeinsame Fahrt nach Hoch-Weisel (Bus)
14.00Uhr Demo Start in Hoch-Weisel

Aufruf der Anti-Nazi-Koordination
Erfolgreiche Demonstration gegen Nazis in Butzbach-Hochweisel mit breiter Beteiligung (Presserklärung der Anti-Nazi-Koordination nach der Demo)

Am 28. August letzten Jahres hatte es bereits einen Informationstag gegen die Nazi-WG in Hochweisel gegeben.

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